: Vespers Maulkorb für den Landessportbund
Keine Kritik trotz heftiger Kürzungen: Angeblich hat der Sportbund Fördermittel des Landes zweckentfremdet
DÜSSELDORF taz ■ Der Landesportbund (LSB) rudert zurück. Der NRW-Sporthaushalt wird nicht mehr kritisiert. Der Grund: Dem LSB wird vom Land eine Zweckentfremdung der Mittel vorgeworfen. Ein Teil der Übungsleiterpauschale sei in der Vergangenheit nicht bei den Übungsleitern angekommen, glaubt NRW-Sportminister Michael Vesper. So soll die verbandseigene Pflichtzeitschrift „Wir im Sport“ mit Geldern aus der Übungsleiterpauschale finanziert worden sein.
Noch im Oktober hatte sich heftiger Widerstand gegen die geplante Streichung der Übungsleiterpauschale für Sportvereine gegeben. Das Sportministerium NRW sah dies in einem ersten Entwurf für den Doppelhaushalt 2004/2005 vor. Nach Beratungen der Regierungs-Fraktionen soll die Pauschale nun doch bleiben und stattdessen von 9,5 Millionen Euro auf 7 Millionen Euro gekürzt werden. „Mehr ist bei den Kommunen nie angekommen“, sagt ein Sprecher des Essener Sportbundes. Das könnte sich ändern: Die Gelder sollen statt wie bisher durch den LSB nun direkt vor Ort verteilt werden. „Wir bauen darauf, dass die Kommunen die Übungsleiterpauschalen trotz finanzieller Probleme zweckgebunden einsetzen“, sagt der sportpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Ewald Groth. LSB-Schatzmeiseter Josef Bowinkelmann befürchtet einen ernormen Verwaltungsaufwand: „Das kann nicht der Sinn sein.“
Meinungsverschiedenheiten gibt es auch bei der jetzt geplanten Kürzung der Pauschale. Während der Sportminister keine Existenzbedrohung der Sportvereine sieht, geht man im LSB von erschwerten Arbeitsbedingungen aus: „Es droht eine Verschlechterung der Arbeit, vor allem im Jugendbereich“, sagt LSB-Präsident Richard Winkels. Es gehe beim Sport um ein Grundrecht der Menschen. „Der LSB lässt dabei unerwähnt, dass wir ab 2004 ein mit über 1 Million Euro ausgestattetes Programm zur Förderung des Ehrenamtes ins Leben rufen“, hält Vesper entgegen. Zudem wird die erstmalig ausgeschüttete Sportstättenpauschale von 27 Millionen Euro auf 50 Millionen aufgestockt.
„Für den Sport ist die Entscheidung ein Erfolg“, sagt Ewald Groth. Die Mitglieder des Landessportbundes seien zufrieden. Auf einer Versammlung verabschiedete der LSB jetzt einstimmig den Jahreshaushalt 2004 – trotz der Etatkürzung auf 44 Millionen Euro. Rund 10 Millionen weniger als im Vorjahr. Fast so viel wie die Übungsleiterpauschale. HOLGER PAULER