: Auf zu neuen Ufern
U-Bahn nach Harburg, Hausboote im Spreehafen, Tüftler am Reiherstieg und eine Mini-Seenplatte in der neuen Mitte von Wilhelmsburg: Wie sich der Senat den Sprung über die Elbe vorstellt. Umsetzung soll zeitgleich mit der Hafencity erfolgen
von GERNOT KNÖDLER
Bausenator Mario Mettbach (Schill-Partei) und Oberbaudirektor Jörn Walter wollen der Welt zeigen, wo es langgeht in der Stadtentwicklung im 21. Jahrhundert. Als sie gestern die ersten Schritte für den „Sprung über die Elbe“ skizzierten, scheuten sie sich nicht vor großen Worten: Die geplante Verbindung der City mit Wilhelmsburg, der Veddel und Harburg könnte einen Paradigmenwechsel im internationalen Maßstab symbolisieren, „das Versprechen von einem erholungs-, sport- und kulturorientierten Wohnen und Arbeiten in einer wasser- und landschaftsbestimmten Metropole von morgen“. Der Verein Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg, Nachfolger der Zukunftskonferenz, begrüßt diesen lange geforderten Perspektivenwechsel bei Kritik en détail und en gros: Das Konzept vernachlässige die soziale und kulturelle Entwicklung des schwierigen Stadtteils.
Walter und Mettbach sehen den Sprung über die Elbe als Teil einer Kette von Projekten, angefangen bei der weitgehend fertig gestellten Perlenkette am Hafenrand über die Hafencity bis hin zum Channel Harburg – dem Harburger Binnenhafen, der zurzeit zu einer Brutstätte für neue Unternehmen umgebaut wird. Hier verfüge die Stadt über Entwicklungspotenziale, „die nicht nur im internationalen Vergleich ihresgleichen suchen, sondern auch ein integriertes Zukunftsszenario aus Wachstum und Nachhaltigkeit ermöglichen“.
Der Sprung werde parallel zur Entwicklung der Hafencity vollzogen, kündigte Mettbach an. Im Einzelnen soll der Kleine Grasbrook aus dem Hafen gelöst und zu einem Wohn- und Gewerbeviertel umgebaut werden mit einem Park gegenüber der Hafencity. Das Überseezentrum will die Baubehörde hierfür auf das Spülfeld in Obergeorgswerder verlegen – zum Leidwesen vieler Wilhelmsburger, denen vor dem LKW-Verkehr eines solchen Logistikzentrums graust. Auf dem Spreehafen sollen Existenzgründer auf Hausbooten hausen dürfen. Eine neue Brücke würde den Kleinen Grasbrook ebenso wie die Veddel mit der City verbinden. Außerdem würde die U-Bahn aus der Hafencity bis nach Harburg verlängert – ein Projekt das die GAL für „auf Jahre hinaus nicht finanzierbar“ hält.
Am Reiherstieg sollen neue Arbeitswelten den Humus für Wachstum bilden. Fährlinien vor romantischer Kulisse – Schuppen, Silos, Brücken – verbänden über diese Wasserstraße die City mit Harburg. Erste Projekte könnten im Rahmen des Forschungsprogramms ExWoSt des Bundesbauministeriums bis 2007 umgesetzt werden.
Den IGA-Park im Zentrum Wilhelmsburgs möchte Walter gerne mit einem See verzieren – einem vierten Wasserplatz nach der Binnenalster, dem Magdeburger Hafen in der Hafencity und dem Harburger Binnenhafen. An dessen Rand könnte sich „Gewerbe im Park“ ansiedeln. Schließlich wären am Rand des Stadtteils „Gartenstädte neuen Typs“ zu erfinden und der Sprung über die Norderelbe nach Harburg zu vollziehen.
Zu prüfen hat die Baubehörde im kommenden Jahr, wie das Verhältnis von Stadt und Hafen neu geregelt werden könnte, um deren Nachbarschaft zu vereinfachen. Überdies sei zu klären, ob die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) 2013 mit einer Internationalen Bauausstellung kombiniert werden könne.