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Archiv-Artikel

Die Türkin, auf die Angela Merkel stolz ist

Emine Demirbüken-Wegner könnte heute die erste türkischstämmige Deutsche im CDU-Bundesvorstand werden

Wahlen bei Parteitagen haben ihre Rituale. Zu denen gehört, dass das mediale Interesse abnimmt, sobald die obersten Chefs gewählt sind und es nur noch um die Hinterbänkler geht. Beim CDU-Bundesparteitag in Düsseldorf ist das heute anders. Was an Emine Demirbüken-Wegner liegt, die als erste türkischstämmige Deutsche in die Unionsspitze rücken könnte.

Im Vorfeld sah es gut aus für die 43-Jährige, die 1969 nach Deutschland kam und seit 1988 im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg als Integrationsbeauftragte arbeitet. Aus CDU-Führungskreisen hieß es, sie sei „mit Unterstützung und Billigung“ der Bundesvorsitzenden Angela Merkel nominiert worden. Die größten Landesverbände NRW und Niedersachsen, die fast die Hälfte der Delegierten stellen, begrüßten zudem ihre Nominierung. „Die kann die CDU doch jetzt gar nicht durchfallen lassen“, gab sich ein Berliner Vorstandsmitglied zuversichtlich. Die Landesspitze, der Demirbüken-Wegner seit 2002 angehört, hatte sie mit nur einer Gegenstimme nominiert.

Dass es klappt, ist dennoch nicht sicher. Demirbüken-Wegner, seit 2003 mit einem CDU-Stadtrat verheiratet, hat sich vor allem beim Thema EU-Beitritt Feinde gemacht. Wobei sie differenziert. Sie habe nie gesagt, dass die Türkei morgen in die EU soll. Die Türkei sei zurzeit nicht EU-fähig, die EU derzeit nicht aufnahmefähig. „Doch wenn die Türkei in 15 Jahren alle Kriterien erfüllt, dann weiß ich nicht, mit welcher Begründung sie nicht aufgenommen werden sollte.“

Demirbüken-Wegner wurde in Berlin stark vom umstrittenen früheren CDU-Spitzenkandidaten und Exfraktionschef im Abgeordnetenhaus, Frank Steffel, gefördert. Er holte sie 2001 in sein Wahlkampfteam, brachte sie später in den Landesvorstand und ermöglichte ihr eine letztlich nicht erfolgreiche Parlamentskandidatur. Ihr eigentlicher CDU-Heimatverband im türkisch geprägten Berliner Bezirk Neukölln hatte sie nicht aufstellen wollen. „Sie passt nicht zu uns“, hieß es dort. Für jede Stimme, die sie bei Türkischstämmigen hole, würde man ein Vielfaches bei Wählern verlieren.

Gegensätzlich wird sie von türkischstämmigen Berliner Politiker von SPD, PDS und Grünen beurteilt, für die auch Migranten im Abgeordnetenhaus sitzen. Das Echo reicht von „Quotenfrau“, die von der CDU eingespannt werde, bis zu „qualifizierte Frau und standhafte Politikerin“, die sich nicht als Feigenblatt missbrauchen lasse. Frauen wie sie, so dieses Fazit, solle es möglichst mehr in der CDU geben.

Ein Parteiaustritt aus Protest sei für sie nie in Frage gekommen, sagt Demirbüken-Wegner. Nicht nach dem Mobbing in Neukölln, nicht bei der Anti-Doppelpass-Kampagne 1999. Und auch nicht, als die CDU jüngst eine Unterschriftenaktion gegen den EU-Beitritt der Türkei diskutierte. Ihre Reaktion war stattdessen: Sie werde kämpfen und nicht wegrennen. Setzen sich doch noch die Hardliner in der CDU durch, wird sie das heute wieder tun müssen. STEFAN ALBERTI