Neuer Bildungsträger fasst Fuß

Der Internationale Bund übernimmt die Jugendausbildung des insolventen ABC mit 31 Beschäftigten. IB-Chef Beyer will auch auf anderen Bereichen im Bildungssektor mitbieten. „Im Wettbewerb kommt es auf den Preis an“

bremen taz ■ Die Insolvenz der Bildungseinrichtung ABC bringt Bewegung in den Bremer Weiterbildungsmarkt. Bereits zum 1. Januar will der bundesweit tätige Internationale Bund e.V. (IB) den Bereich der gewerblich-technischen Ausbildung des ABC übernehmen. 142 Ausbildungsverträge und 31 von insgesamt 120 ehemaligen ABC-Arbeitsplätzen sichere der IB durch sein – finanziell nicht näher beziffertes – Engagement, so gestern Insolvenzverwalter Detlef Stürmann vor der Presse. Nach nur einem halben Jahr sei dies ein beachtlicher Erfolg. Die ABC-Betriebsratsvorsitzende Cornelia Döllner, die selbst zum IB wechselt, hofft, mit dem neuen Arbeitgeber einen starken Träger zu haben, der sich auch in den bevorstehenden „harten Zeiten“ durchsetzen kann.

Dem IB gelingt es damit erstmals, auf dem Bremer Bildungssektor Fuß zu fassen. Frühere Angebote bei Ausschreibungen seien nicht erfolgreich gewesen, verwies der Chef der Frankfurter IB-Zentrale Peter Beyer auf einen bislang weitgehend abgeschotteten Bremer Bildungsmarkt.

„Wir werden uns nicht beschränken aufs Abwickeln“, kündigte Beyer zugleich an, sich nicht nur auf die gewerblich-technische Ausbildung Jugendlicher konzentrieren zu wollen, die am Hauptstandort Use Akschn und dem Schulzentrum Rübekamp fortgeführt werde. „Wir werden im gesamten Weiterbildungsbereich Angebote abgeben.“ Auch im kaufmännischen Sektor sei der IB in anderen Städten erfolgreich, erklärte er in Richtung des anwesenden Chefs der Arbeitnehmerkammer, Hans-Ludwig Endl. Dieser hatte zwar die langjährige Minuswirtschaft des ABC mit der Insolvenz beendet; die zweite Bildungstochter der Arbeitnehmerkammer, die aufs kaufmännisch-verwaltende spezialisierte Wirtschafts- und Sozialakademie (Wisoak), dürfte jedoch vom IB Konkurrenz bekommen. Insider erwarten, dass auch die Wisoak schrumpfen und betriebsbedingte Kündigungen wird aussprechen müssen.

31 ehemalige ABC-Beschäftigte in IB-Diensten könnten dazu beitragen. Diese begrüße man als anerkannte und ausgewiesenermaßen qualifizierte Mitarbeiter, so IB-Mann Beyer. Die Ausbilder werden – nach einer einjährigen Schonfrist – künftig ein um rund zehn Prozent reduziertes Gehalt beziehen. In der üppigeren ABC-Gehaltsstruktur habe ja eines der Grundprobleme der Bildungseinrichtung ABC gelegen, erinnerte Insolvenzverwalter Stürmann. Den künftigen Umfang einer bremischen IB-Niederlassung mochten die IB-Vertreter gestern nicht beziffern. Klar sei aber, dass man auf dem künftig noch stärker umkämpften Weiterbildungsmarkt auch mit Honorar- und befristeten Verträgen operieren werde. Grundsätzlich sei der IB, der bundesweit in 300 Städten rund 7.000 Festangestellte beschäftigt, zwar an langfristiger Zusammenarbeit interessiert. Angesichts der „veränderten Rahmenbedingungen“ – gekürzter Bildungsmittel von kommunalen Auftraggebern und der Bundesanstalt für Arbeit – müsse man auf den gesteigerten Wettbewerb jedoch mit Flexibilität reagieren. „Es geht um den Preis. Die Qualität der Leistung wird vorausgesetzt“, sagte Beyer. Um im Wettlauf um die Bildungsgutscheine zu bestehen, seien dann wiederum auch Kooperationen mit anderen Trägern denkbar. ede