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Archiv-Artikel

Deutschland macht dumm

Die neue Pisa-Studie 2003 zeigt: Jugendliche Zuwanderer, die ihre Schulzeit in Deutschland verbringen, erwerben wenig Wissen und gravierende Nachteile. Bericht wird heute vorgestellt

BERLIN taz ■ Die Befunde der neuen Pisa-Studie 2003 sind bei Migranten und Unterschichtkindern dramatischer als bisher angenommen. „Besorgnis erregend ist, dass keine Kompetenzanstiege in den Gruppen leistungsschwächerer Jugendlicher zu verzeichnen sind“, heißt es in dem Papier, das der taz vorliegt. Ausdrücklich wird daher vor der Gefahr gewarnt, „dass die Unterschiede zwischen den sozialen Schichten noch zunehmen“. Für die Studie „Programme of International Students Assessment“ (Pisa), die 40 Staaten bewertet, wurden in Deutschland 50.000 SchülerInnen im Alter von 15 Jahren getestet. Pisa 2003 wird heute Abend in Berlin vorgestellt.

Anlass für den Hilferuf der sonst zurückhaltend argumentierenden deutschen Pisa-Forscher ist ein Vergleich mit den Ergebnissen der ersten Pisa-Studie aus dem Jahr 2000. Die bei Pisa 2003 gemessenen Kompetenzen von Immigrantenkindern verharren danach auf niedrigstem Niveau – während gleichzeitig etwa Gymnasiasten und Kinder aus leistungsstarken Schichten ihre Ergebnisse verbessern konnten.

Das gilt besonders für den Schwerpunkt von Pisa 2003, die Mathematik, sowie für die Naturwissenschaften. „Hier zeigen die Jugendlichen aus Familien mit einem hohen sozioökonomischen Status Zuwächse zwischen 26 und 39 Punkten“, steht im Kurzbericht des Pisa-Konsortiums unter Leitung des Kieler Wissenschaftlers Manfred Prenzel. 39 Punkte auf der Pisa-Tabelle entsprechen einem Lernjahr – das allerdings nur die Privilegierten des deutschen Schulsystems hinzugewinnen.

Alarmierend ist eine weitere Beobachtung der Pisa-Forscher. „In Pisa 2003 zeigt sich, dass aus dem Ausland zugewanderte Jugendliche höhere Kompetenzen aufweisen als Jugendliche, die in Deutschland geboren und deren Eltern aus dem Ausland zugezogen sind.“

Das bedeutet, dass jene Jugendlichen Nachteile haben, die ihre gesamte Schullaufbahn in Deutschland verbringen. Die Schule verwehre ihnen die Chance, notwendige Kompetenzen im Lesen, in Mathematik und Naturwissenschaften zu erringen, heißt es in der Studie.

In den internationalen Ranglisten konnten sich die deutschen Schulen geringfügig verbessern. In der 40-Staaten-Skala aller diesjährigen Pisa-Teilnehmer erreicht Deutschland in Mathematik Platz 19, im Lesen Platz 21 und in Naturwissenschaften Platz 18. Als Gewinner gelten erneut Finnland und Südkorea, im Schwerpunkt Mathematik hat Hongkong den Spitzenplatz errungen. CHRISTIAN FÜLLER

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