Lukrative Geschäfte mit der Stadt

Die Kölner Corpus Gruppe ist an fast jedem größeren Bauprojekt in der Region beteiligt. Durch Pritivatisierung öffentlicher Aufgaben dürfte der Anteil der Sparkassentochter noch größer werden

VON GEORG WELLMANN

Der Kölner Immobilienmarkt wird zunehmend von einem Unternehmen dominiert: der Corpus Immobiliengruppe. Die 1995 gegründete Gesellschaft, an der jeweils zu einem Drittel die Stadtsparkassen Köln und Düsseldorf sowie die Kölner M. Zimmer Holding beteiligt sind, gehört mittlerweile zu den größten Immobilienunternehmen der Bundesrepublik. Der Umsatz der Corpus stieg im letzten Jahr um 43 Prozent von 257 Millionen Euro auf ein Rekordniveau von 367 Millionen Euro. Schwerpunkt der Firmentätigkeit ist der Raum Köln-Düsseldorf-Bonn. Über zahlreiche Beteiligungsgesellschaften mit Bauunternehmen ist die Stadtsparkassentochter an fast jedem größeren Bauprojekt in der Region beteiligt. So unterhält die Corpus gleich mehrere gemeinsame Gesellschaften mit dem Kölner Bauunternehmen Bauwens, etwa die BAUCOR Projektentwicklung GmbH.

„Nach Recht und Gesetz“

Das ganze hat Methode. Es gibt auch eine FRECOR Projektentwicklung und Wohnbau GmbH mit dem Pulheimer Bauunternehmer Freericks, eine HOCOR Wohnungsbau-Entwicklungsgesellschaft mbH mit der Düsseldorfer Firma Holthausen oder die CSE, Centrum-Stadtentwicklung GmbH, mit dem Kölner Baukonzern Strabag.

Die marktbeherrschende Position der mächtigen Stadtsparkassentochter in Köln dürfte wohl künftig noch größer werden. Denn im Zuge der geplanten städtischen Verwaltungsreform soll das Bau- und Planungsmanagement der Stadt an die Stadtentwicklungsgesellschaft „modernes köln“ übertragen werden. Ein weitreichender Schritt in Richtung Privatisierung öffentlicher Aufgaben. Neben der Stadtsparkasse sind an modernes köln der Stadtwerke-Konzern und das städtische Wohnungsbauunternehmen GRUBO, aber auch die Gesellschaft „moderne stadt“ beteiligt – an der wiederum die Deutsche Bank, das Kölner Privatbankhaus Sal. Oppenheim und der AXA Versicherungskonzern beteiligt sind.

Corpus hat mit modernes köln ebenfalls eine gemeinsame Gesellschaft gegründet: die MOCOR Projektentwicklungsgesellschaft mbH. Laut Firmenbilanz zum 31.12.2002 erzielte MOCOR, ein Unternehmen, das selber keine Mitarbeiter beschäftigt, einen Umsatz von rund 24 Millionen Euro. Die Gesellschaft betreibt keine eigene Bautätigkeit, sondern beauftragt Dritte – etwa die Firma Bauwens als Generalunternehmer für das Bauprojekt „Wohnviertel am Melatengürtel“ in Braunsfeld.

Politisch nicht unumstritten dürfte eine weitere Kooperation von modernes köln sein. Im Juni diesen Jahres wurde mit dem Kölner Bauunternehmen Brauckmann die modernes köln-Brauckmann Verwaltungsgesellschaft mbH gegründet. Der Aufsichtsrat von modernes köln wurde darüber wohl erst gar nicht informiert, ist aus dem Kontrollgremium zu erfahren. „Hier ist alles nach Recht und Gesetz gelaufen“, versichert indes Ortwin Gönner, Geschäftsführer bei modernes köln. Die Baufirma sorgte zuletzt für Negativschlagzeilen. Denn gegen die Geschäftsführung der Firma ermittelt derzeit die Kölner Staatsanwaltschaft wegen des Anfangsverdachts der Untreue und Beihilfe zur Geldwäsche im Zusammenhang mit der Spendenaffäre um den städtischen Wohnungsbaukonzern GAG/GRUBO.

Im Fokus der Ermittler

Brauckmann gehört seit Jahren zu den Firmen, die Aufträge vom Wohnungsbaukonzern erhalten. Die Ermittlungen betreffen acht Bauvorhaben, bei denen das Unternehmen überhöht abgerechnet haben soll. Im Fokus der Staatsanwaltschaft befindet sich auch Jürgen Noppel, bis vor kurzem GAG-Vorstand und GRUBO-Geschäftsführer. Er ist auch einer der Geschäftsführer bei modernes köln. Noppel soll, so der Vorwurf der Behörde, immer den gleichen Firmen die Aufträge bei der Wohnungsbaugesellschaft zugeschanzt haben.

Noppel bestreitet dies. Trotz der seit Juni 2002 laufenden staatsanwaltlichen Ermittlungen gab es bei modernes köln offensichtlich keine Bedenken gegen eine Gründung der gemeinsamen Gesellschaft mit Brauckmann. „Ich kenne die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft nicht“, erklärt Geschäftsführer Gönner. Zweck der Gesellschaft sei die gemeinsame Realisierung des Bauvorhabens „Stadtwaldviertel in Junkersdorf“ auf dem ehemaligen belgischen Kasernengelände „Haelen“ bis zum Jahr 2005. Die Investitionssumme für die geplanten 68 Eigentumswohnungen belaufe sich auf rund 20 Millionen Euro, sagt Gönner.

Die Aufgaben innerhalb der neu gegründeten Objektgesellschaft sind klar verteilt. „Wir übernehmen die technischen, modernes köln die kaufmännischen Aufgaben“, erklärt Bauunternehmer Thomas Brauckmann. Klar auch, dass die Stadtsparkasse bei dem Bauvorhaben wieder mit von der Partie ist. Das Grundstück in Junkersdorf gehört einem Tochterunternehmen des Kreditinstitutes, und die corpus will hier ebenfalls Eigentumswohnungen errichten.