„Wie ein Gebiss mit vielen Zahnlücken“

Kölns OB Schramma fährt nach Paris, um mit der UNESCO über die Deutzer Hochhauspläne zu reden, die den Weltkulturerbestatus des Doms gefährden. Der Haus- und Grundbesitzerverein plädiert für hochhausfreie „Pufferzone“

Köln taz ■ Heute geht es an die Seine: Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) und NRW-Bauminister Michael Vesper (Grüne) reisen nach Paris, um bei der Weltkulturerbekommission gut Wetter zu machen. Das Thema ist heiß. Um die geplante Hochhausbebauung rund um das Deutzer Messegelände soll es bei dem Gedankenaustausch gehen, um jene Bürotürme also, die nach Ansicht der UNESCO die Stadtsilhouette gefährden und dem Kölner Dom einen Platz auf der Roten Liste der gefährdeten Weltkulturgüter einbrachten.

Während aus dem städtischen Baudezernat verlautet, die Reisenden hätten keine konkreten Zielvorgaben im Gepäck, sondern wollten erst einmal den Vertretern der UNESCO zuhören, können sich andere durchaus schon jetzt vorstellen, wie sich die Stadt zu einer modernen Metropole mit entsprechendem Hochhausbestand entwickeln könnte – ohne das Weltkulturerbe Kölner Dom zu gefährden.

Die Rede ist vom Vorsitzenden des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins, Hanns Schaefer, sowie dem Stadtentwickler und gelernten Bauingenieur Professor Peter Canisius, seines Zeichens ehemaliger Präsident der deutschen UNESCO-Kommission. Sie befürchten, dass ihre alternativen Vorschläge im Pariser Kulturerbe-Gemurmel gar nicht erst zur Sprache kommen. Daher stellten Schaefer und Canisius ihre Ideen lieber schon vorab der Presse vor. „Wir wollen den Bau von Hochhäusern nicht verhindern“, stellte Schaefer klar. Die Frage sei aber das Wo und das Wie. Die über Deutz verteilten Bürotürme würden, so wie sie jetzt geplant seien, „wie ein Gebiss mit vielen Zahnlücken“ wirken und eine für Köln blamable Silhouette verursachen.

Auch Stadtentwickler Canisius sprach sich gegen die bisherigen Pläne aus. Die Deutzer Streubebauung würde nicht zu mehr Urbanität, sondern nur zu weiteren „Pinkelecken“ führen. Der bereits fertige LVR-Turm am Rheinufer könne als formschöner Singulär stehen bleiben, für die übrigen geplanten Hochhäuser sei ein konkreter Bedarfsplan nötig, der bis dato nicht vorliege.

Sowohl Hanns Schaefer als auch Peter Canisius sprachen sich für eine „Pufferzone“ aus, die die Innenstadt einschließlich Deutz von Hochbauten frei halten solle. Gegen die Ansiedlung höherer Gebäude außerhalb dieser Bannmeile hätten sie und ihre Fachkollegen jedoch nichts einzuwenden.

Im Gegenteil: Ein in sich geschlossenes Hochhausensemble im verkehrsgünstig gelegenen Kalk mit integrierten Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten könne einen modernen und lebendigen Kontrapunkt zur alles beherrschenden Domfassade setzen, betonte Canisius. Durch eine „erstklassige Architektur“ in „anständiger Höhe“ könne sich Köln zu einer Metropole entwickeln, „die schick ins neue Jahrtausend geht und dabei das mittelalterliche Erbe erhält“. Holger Möhlmann