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Archiv-Artikel

Soziales Zentrum auf dem Wunschzettel

Eine Kölner Initiative wagt sich in den vorweihnachtlichen Einkaufstrubel, um für eine selbstgestaltete Zukunft zu werben. Ihr Vorbild kommt aus Berlin. Doch ihr Ansinnen und ihre Flugblätter gehen im Einkaufsrausch unter

KÖLN taz ■ „Zukunft selbst in die Hand nehmen“ – das forderten am Samstag die etwa 25 Demonstranten von der Kölner „Initiative für ein Soziales Zentrum“ auf dem Wallraffplatz.

Bunt und vielfältig wollen sie sein, Freiräume für Menschen mit wenig Geld schaffen, die vom vorweihnachtlichen Konsumrausch ausgeschlossen sind. Und vor allem wollen sie gegen den Sparkurs und gegen Sozialabbau demonstrieren. So hieß es auf dem verteilten Flugblatt: „Die Stadt Köln kürzt uns: Kostenlose Beratungsstellen, Jugendzentren, Kindertagesstätten, Bürgerzentren, Bibliotheken... Und noch viel mehr... Stoppt den Sozialabbau! Köln umsonst!“ Dabei verknüpften sie die Forderungen an die Stadt und an die Regierung mit der Forderung nach einem „selbstbestimmten Leben“.

Ein Aktivist sah in einem Sozialen Zentrum einen „Vorgeschmack auf eine andere Gesellschaft, die nicht mehr nach den Maßstäben von Geld und Leistung sondern von Selbstverwaltung und Solidarität funktioniert“. Wieder andere wollten die Einsamkeit überwinden. Einer war der Ansicht, dass ein selbstverwaltetes Zentrum billiger sei als ein öffentlich finanziertes, so dass mit Hilfe einer solchen Einrichtung auch gespart werden könnte. Er blieb mit seiner Meinung aber allein.

Ihr Vorbild hat die Kölner Initiative in Berlin. Dort besetzte „Berlin umsonst“ kurzzeitig ein seit zwei Jahren leer stehendes Gebäude in Kreuzberg. In einem Aufruf begründeten sie die Aktion so: „Weil die Zukunft sich ein Zuhause geben muss. Weil wir einen Ort brauchen, an dem die zahllosen Basisinitiativen, der Widerstand gegen den Sozialkahlschlag, gegen den neoliberalen Kapitalismus zusammen kommen und sich organisieren können.“

Großen Erfolg hatten die Aktivisten am Samstag jedoch nicht. Im Weihnachtstrubel am Einfallstor zur Kölner Einkaufsmeile ging die kleine Demonstration für ein Soziales Zentrum ziemlich unter. ANDREAS BODDEN