unterm strich
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Es war nur eine kurze Beziehung: Der 54-jährige Peter Wilfert ist am Freitag als Vorstand der Eichborn AG und Geschäftsführer des Pendo-Verlags ausgeschieden, wie es in einer knappen Meldung des Eichborn-Verlags heißt. Erst im Dezember 2002 war Wilfert zu Eichborn gekommen, um das Haus, wie er damals sagte, „wieder zu einem der führenden Publikumsverlage“ zu machen. Vor allem aber sollte er den Verlag sanieren, der in Turbulenzen geraten war. So verbuchte der börsennotierte Verlag insbesondere im Jahr 2002 starke Umsatzeinbrüche, die zu Eichborn gehörende Achterbahn AG („Werner, das muss kesseln“ etc.) meldete Insolvenz an, und nach der Berufung Wilferts verließen Verlagsleiter Wolfgang Ferchl und der Eichborn-Erfolgsautor Walter Moers das Haus und wechselten zum Piper-Verlag. „Konzentration auf das Kerngeschäft“ hieß die neue Eichborn-Devise: Weniger Merchandising-Artikel und anderer Bücher-Surround-Schnickschnack, mehr Profil der einzelnen Buchreihen, aber auch nur noch 200 statt 300 Buchtitel jährlich.

Wilfert, der vorher Lektor bei Bertelsmann war und sich dann bei den Publikumsverlagen von S. Fischer (Argon/Wolfgang Krüger) und schließlich bei Rowohlt als Verlagsleiter einen nicht immer rühmlichen Namen gemacht hatte, sollte nicht nur sanieren und verschlanken. Er wollte vor allem auch ausländische Erfolgsautoren an Eichborn binden – ein Konzept, das nicht auf ungeteilte Zustimmung im Verlag stieß, zumindest in den belletristischen Abteilungen von Eichborn und Eichborn-Berlin. Wilfert ist es gewohnt, Entscheidungen allein zu treffen. Traditionell aber gibt es bei Eichborn ein Mitspracherecht vieler Mitarbeiter. So erinnerten die Begleitumstände von Wilferts Eintritt bei Eichborn stark an seine Zeit bei Rowohlt, wo im Zuge seiner Konsolidierungsmaßnahmen die Stimmung nicht gerade besser wurde, und zahlreiche Autoren dem Verlag den Rücken kehrten. Wilfert blieb hier vor allem als knallharter Sanierer in Erinnerung. Vielsagend ist deshalb auch der Satz, den Mathias Bischoff, der nun die verlegerische Gesamtverantwortung bei Eichborn übernimmt, noch in die Pressemeldung setzen ließ. „In einem schwierigen Marktumfeld hat sich Eichborn 2003 sehr gut behauptetet“, wird er dort zitiert. Und: „Das Frühjahrsprogramm zeigt, dass die Eichborn-Markenzeichen Originalität, Spontaneität und Vielfalt nichts von ihrer Gültigkeit verloren haben.“ Aber die Stimmung war nicht wirklich gut. Eichborn und Wilfert, das passte einfach nicht. Oder, um es mit einem Eichborn-Mitarbeiter zu sagen: „Nun wird mit Sicherheit ein Ruck durch die Mannschaft gehen.“