Gaddafi entrüstet sich

Libyen verzichtet nach Geheimgesprächen mit den USA und Großbritannien auf die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen. Die Arabische Liga und der Iran fordern die Abrüstung Israels

WASHINGTON/LONDON rtr/ap/afp ■ Libyen hat bei den Geheimgesprächen, die zum erklärten Verzicht auf Massenvernichtungswaffen führten, offenbar auch die Bereitschaft zur Zusammenarbeit bei der Terrorismusbekämpfung bekundet. Aus Geheimdienstkreisen in Washington verlautete am Wochenende, für die Verzichtserklärung Libyens, die weltweit als beispielhafter diplomatischer Schritt begrüßt wurde, gebe es verschiedene Motive. Libyen wünsche sich nach Jahren der Ächtung als Förderland des Terrorismus offensichtlich eine Normalisierung seiner Beziehungen zum Westen und damit auch wirtschaftliche Vorteile. Es gebe in der libyschen Führung unter Revolutionsführer Oberst Muammar al-Gaddafi auch eine Sorge vor extremistischen Strömungen in Libyen. Nach britischer Einschätzung war auch der Irakkrieg ein Motiv bei der libyschen Abrüstungsentscheidung.

Wie es weiter hieß, habe es im Zusammenhang mit der Bekämpfung des internationalen Terrorismus während der Phase der mit Vertretern der USA und Großbritanniens geführten Geheimgespräche bereits „einige Beiträge“ Libyens gegeben. Auch in Zukunft hofften die USA daher auf weitere Kooperation Libyens bei der Terrorbekämpfung.

Gaddafi hatte bereits Ende August 2002 die Festnahme von mehreren Al-Qaida-Verdächtigen bekannt gegeben. Dabei handele es sich um radikale Islamisten sowie um ehemalige Afghanistankämpfer, sagte Gaddafi. Sie würden genauso behandelt wie die afghanischen Gefangenen der USA in Guantánamo auf Kuba.

Die Entscheidung Libyens wurde auch von der Arabischen Liga sowie von der Regierung Irans als positiver Schritt begrüßt. Beide Staaten forderten zugleich einen solchen Schritt auch von Israel. Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Hamid Resa Assefi, teilte gestern mit, der gesamte Nahe Osten müsse eine Region ohne Massenvernichtungswaffen werden. Iran hat sich verpflichtet hat, seine Atomanlagen Inspektionen durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) zu öffnen. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, sagte, es sei „unlogisch“, für Israel eine Ausnahme gelten zu lassen, während andere Staaten der Region zur Abrüstung aufgefordert würden. Israel hat den von Experten seit langem vermuteten Besitz atomarer Waffen bisher nie öffentlich zugegeben und gehört auch nicht zu den Unterzeichnerländern des Atomwaffensperrvertrags.

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