: Flucht nach vorn
Borussia Dortmund steht unter Druck. Berichte über Anleihen, Unregelmäßigkeiten und Spielerverkäufe werden offensiv gekontert
VON HOLGER PAULER
Die Finanzprobleme bei Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund sorgen für Unruhe. Auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz warfen Vertreter des BVB der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ)und dem „Kicker“ vor, dem Verein grob fahrlässig und mutwillig geschadet zu haben. Juristische Schritte seien nicht auszuschließen.
Die SZ hatte berichtet, dass der BVB bei dem englischen Investmentbanker Schechter & Co um eine Anleihe in Höhe von 100 Millionen Euro bemühe, außerdem sei es bei dem Transfer von Evanilson zu Unregelmäßigkeiten gekommen. „Wegen der Mindereinnahmen stehen wir in der Pflicht, uns umzusehen“, sagte Dortmunds Manager Michael Meier. Eine bedrohliche Schieflage daraus abzuleiten sei falsch, sagte Präsident Gerd Niebaum. Gerüchte, wonach ein Teil der Spieler an Dortmunder Banken verkauft worden sei, mochte die Führungsetage des BVB nicht kommentieren.
Börsenanalysten rechnen für die laufende Saison mit einem Minus von rund 50 Millionen Euro. Durch das frühe Ausscheiden in der Champions-League entstand ein Fehlbetrag in zweistelliger Millionenhöhe. Außerdem muss der Klub nach dem Verkauf jährlich 17 Millionen für die Stadionmiete aufbringen – noch bis zum Jahr 2017.
Nachbar Schalke 04 hatte Anfang des Jahres ebenfalls bei Schechter & Co eine Anleihe in Höhe von 75 Millionen Euro aufgenommen. Im Gegenzug muss der Verein jährlich neun Millionen seiner Zuschauereinnahmen abtreten. Die Anleihe läuft über 23 Jahre. Werder Bremen und Bayer Leverkusen hatten sich ebenfalls um eine Anleihe bemüht, verwarfen die Pläne aber wegen der zu hohen Zinsen.
Wie der BVB den Kreislauf durchbrechen will, bleibt unklar. Sportlich überwintert der Verein auf Platz sechs. Der Rückstand auf einem Champions-League Platz beträgt zehn Punkte. Die Millionen bekommen andere – auch an der Börse: Die BVB-Aktie reagierte sehr sensibel auf die Negativmeldung. Am Montag rutschte das Papier um acht Prozent in den Keller. Bei Redaktionsschluss wurde die Aktie mit 3,45 Euro notiert. Zwischenzeitlich waren es nur 3,27 Euro. Erst nach dem Frontal-Angriff auf der Pressekonferenz konnte die Talfahrt gestoppt werden.