: Billiger Schwimmen
CDU gibt grünes Licht für Bäderverkauf. Nur Freibäder würden geschützt. Verkaufserlöse sollen Schwimmanlagen zugute kommen
von Gernot Knödler
Die CDU-Fraktion hat gestern ihre Vorstellungen zur Zukunft der Schwimmbäder vorgestellt. Ziel des Antrages, der in der kommenden Woche in die Haushaltsberatungen der Bürgerschaft eingebracht werden soll, sei ein flächendeckendes, ökonomisches und sozial schwache Gebiete bevorzugendes Angebot, das bis 2006 rund 3,5 Millionen Euro sparen soll. Sollten Bäder geschlossen werden – eine entsprechende Entscheidung des Senats wird wohl in der kommenden Woche bekannt gegeben –, müssten die daraus resultierenden Verkaufserlöse zusätzlich in die Bäder investiert werden. Alle Freibäder sollten erhalten bleiben. Sie seien für arme Leute, die nicht verreisen können, besonders wichtig und überdies billig.
Der CDU-Antrag verändert das 1999 unter Rot-Grün beschlossene Bäderkonzept an zwei entscheidenden Stellen: Er erlaubt die Schließung von Schwimmbädern und verschiebt die Ziellinie fürs Sparen ins Unendliche. Anfang 1999 hatte der damalige Senat die zu unterquerende Defizit-Latte auf 17,1 Millionen Euro gelegt. Dieser Betrag ist 2003 mit 17,3 Millionen Euro beinahe erreicht worden. 1998 betrug das Defizit noch 18,4 Millionen Euro, 1994 sogar 23 Millionen. Der Kostendeckungsgrad verbesserte sich seither von 40 auf 70 Prozent.
Um das zu schaffen, hat die städtische Gesellschaft bereits einige der von der CDU vorgeschlagenen Rezepte angewandt: Man kooperierte mit Fitness-Clubs, Reha-Praxen und Gastronomie-Betrieben. Bäderland rationalisierte die Abrechnung und investierte ins Wellness-Angebot. Den von der CDU geforderten „Wandel zur Nachfrageorientierung“ hat die Bäderland-Geschäftsführung bereits 1999 verkündet. „Die Versorgung kostet einfach Geld“, sagt Bäderland-Sprecherin Kirsten Morisse.
Protest hat vorsorglich Bramfeld angemeldet, wo alle Parteien und viele Vereine und Institutionen um die Schwimmhalle in der Fabricius-Straße kämpfen. Der Bramfelder SV erkennt einen Widerspruch zwischen der Forderung nach Wellness und dem Wunsch, Vereine verstärkt zu berücksichtigen. „Das geht gar nicht!“, sagt Christian Menk von der Schwimm-Abteilung. Schwimmer bräuchten tiefe Becken, keine Wellness-Oasen.
Die CDU möchte auch Verkäufe an Private prüfen lassen. Diese müssten sich aber bereit finden, den Schwimmbetrieb durch Erlöse aus der Wellness zu subventionieren, sagte der Abgeordnete Volker Okun. Zumindest für das Bismarck-Bad gebe es einen Interessenten. Dessen große Halle, wo ein Teil der Deckenverkleidung abgefallen war, könne vermutlich Mitte nächster Woche wieder geöffnet werden, hieß es bei Bäderland.