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Archiv-Artikel

Reise im Kopf

Ja, sie sollen auch lesen, die lieben Kleinen. Deshalb verschenken viele an Weihnachten Bücher, gerne auch aus Bremen. Doch was hat nicht nur lokalen Bezug, sondern auch Charme? Drei neue Kinderbücher im Test

Wenig los. Der Spielplatz leer, die Kumpels bei Oma, kalt draußen. Weihnachten ist eine feine Zeit, um sich als Kind an die Heizung zu setzen und fort zu reisen – mit den Büchern, die die Verwandten einem gerade geschenkt haben. Wir haben drei neue Kinderbücher aus oder über Bremen für Sie gelesen und auf ihre Gabentisch-Tauglichkeit überprüft.

Die Bremer StadtmusikantenEs ist die große Bremer Erzählung. Nun hat Janosch den Klassiker neu gestaltet, in seinem typischen Aquarellstil, viele lieben seine Bilder. Das Buch aus dem Bremer Temmen-Verlag (12,90 Euro) eignet sich gut zum Vorlesen, denn auch als Erwachsener muss man lächeln: Über den Esel, der ein Lebemann ist und grünen Lidschatten trägt, oder über das Muskel-Shirt des Räubers, auf dem „Werner Bremen“ steht. Aber halt, das Glück ist nicht vollkommen: Die Sprache soll wohl ein wenig absurd sein, häufig ist sie aber nur holprig. Und, Skandal: Die Tiere, sie sagen ihn nicht, den Satz aus Grimms Märchen, der so sehr für die Bremische Bereitschaft steht, das Beste aus einer Situation zu machen: „Etwas Besseres als den Tod findest du überall.“

Die Bremer Nixe Nixina H20 SowiesoFeucht-fröhlich geht es zu in diesem Bilderbuch von Sabina van Lessen und Sandra Tebbe aus dem Bremer Hauschild Verlag (9,80 Euro). Die Nixe Nixina – ohne Fischschwanz, dafür mit Tentakeln und Poren zum Luftholen – hat Angst vorm dunklen Wasser und zieht deshalb mit ihrem fischigen Freund Nassi auf einen Leuchturm. Dort wird sie berühmt – warum und wofür, das bleibt leider so nebulös wie vieles in der Handlung. Ungewöhnlich sind indes die Zeichnungen: keine süßen Seejungfrauen à la „Arielle“. Stattdessen herrschen dunkle Farben, Collagen-Elemente und falsche Proportionen vor. Einmal nicht nur Niedliches fürs Kinderauge.

Reise durch das Universum

Experten warnen schon, das Leseleben von Kindern mit allzu viel Erwartungen an die spätere Karriere zu überfrachten. Aber wer ehrlich ist, will doch nur das Beste. Da bietet das Buch von Kerstin Haller und Tobias Wolff, erschienen bei Berlineline (14,80 Euro), erhältlich im „Universum“ selbst, einen Kompromiss. Lena und Paul entdecken darin, wie die Welt entstand. Das Buch liefert neben kindgerechten Bildern auch Anleitungen zu Experimenten – wie Vulkanbau mit Backpulver und Lebensmittelfarbe – die manchen Familiensonntag retten dürften. dos/us/ede