: So wird‘s gemacht
„Die Bastelfrau“ ist eine „unabhängige Fachzeitschrift für die kreative Bastelpraxis“. Nun wird das Blatt eingestellt – der Sommer war zu heiß
VON JAN BRANDT
In Krisenzeiten steigt die Gefahr, an Weihnachten selbst gemachte Geschenke zu bekommen. TV-Shows und Magazine bemühen sich deshalb, interessierte Laienbastlern noch kurz vor Heiligabend mit Grundlagenwissen zu versorgen. Die „unabhängige Fachzeitschrift für die kreative Bastelpraxis“, Bastelfrau, widmet sich in ihrer aktuellen Ausgabe Geschenkideen und bietet in einem Sonderheft Inspirationen für „Basare, Märkte und nette Leute“. Im Editorial preist Chefredakteurin Barbara Kreilaus Bastelfrau als Glücksbringer für die ganze Familie: „Hölzerne Erntehelfer“, „knuffige Tontopfmatrosen“, und „Kochlöffelfiguren“ sollen unterm Christbaum gute Laune verbreiten.
Im Kapitel „Laubsägen für Einsteiger“ werden Frauen handwerkliche Feinheiten vorgestellt und auf Tücken bei der Anwendung hingewiesen: „Die Sägeblätter werden so eingesetzt, dass die Zacken nach unten zeigen.“ Im Mittelteil gibt es Laubsägevorlagen in DIN A3 zum Herausnehmen: „Naturburschen“, „Kürbismänner“ und „sitzende Weihnachtsmänner“. Und auf den „Leserseiten“ werden Bastelfragen beantwortet und „Serviettentauschringe“ beworben.
Basteln mit Servietten-Motiven ist in der Szene seit einiger Zeit sehr beliebt. Der Tauschring funktioniert nach einem einfachen Schema: „Die Teilnehmer schicken Servietten ein und bekommen dafür von einem anderen Teilnehmer Servietten zurück.“ In diesem Herbst stehen „drei Tauschthemen“ zur Auswahl: „Weihnachten, Winter und Festlichkeiten – und Mix (Serviettenthemen aller Art)“.
Chefredakteurin Barbara Kreilaus veranstaltet alle zwei Wochen in ihrem Büro im nordrhein-westfälischen Selm ein „Bastelfrauentreffen“. An den oft stundenlangen Meetings nehmen aber auch Männer teil. Sie werden für die groben Arbeiten herangezogen, müssen mit der Flex Tontöpfe durchtrennen oder mit der Bohrmaschine Dachziegel präparieren. Anschließend bekleben die Frauen die Objekte mit Serviettenmotiven. „Die Männer bohren die Löcher, die Frauen machen die Dekos“, sagt Barbara Kreilaus. Die Treffen sind zugleich so etwas wie angewandte Redaktionssitzungen. Was hier ausprobiert und für gut befunden wird, kommt ins Blatt.
Die erste Ausgabe von Bastelfrau erschien im Mai dieses Jahres im Kindermedienverlag KIM in Freiburg. Die Startauflage lag bei 80.000 Exemplaren. Wegen der lang andauernden Hitze kam es im Sommer aber zu einem Einbruch der Hobby- und Heimwerkerpresse – die Leute lagen lieber am See, statt in der Bude zu basteln. In der aktuellen Ausgabe ist nur noch von 60.000 Lesern die Rede. Obwohl die Nachfrage nach Bastelzeitschriften im vierten Quartal wieder gestiegen ist, wird Bastelfrau im Januar eingestellt. Barbara Kreilaus ist jedoch von dem Konzept überzeugt und will ihre Leserinnen über ihre Homepage www.bastelfrau.de weiterhin mit Informationen versorgen.
Und für den Fall, dass noch mehr Männer auf den Geschmack kommen, hat sie sich schon mal die Domain www.bastelmann.de gesichert.