: Der Freddy Bobic des Eishockeys
Der NHL-Import Erik Cole besticht bei den Eisbären vor allem durch seine fehlenden Erfolge. Immerhin traf er am Sonntag beim Sieg in Ingolstadt zum ersten Mal
Der NHL-Import Erik Cole sucht bei den wenig konstant spielenden Eisbären vergebens nach einem richtigen Erfolgserlebnis. So engagiert kufte Erik Cole übers Eis, dass Pierre Pagé nicht sofort wusste, ob er kläffen oder klatschen sollte. Cole, Ende Oktober bei den Ostberlinern angedockt, absolvierte am Samstag bereits die zweite Übungseinheit in Folge und die letzte davon für die Oberligamannschaft der Eisbären. „Er muss wissen, was er tut“, grummelte Pagé, Trainer des DEL-Teams.
Coles Aktionen finden nicht nur an der Bande selten die gewünschte Resonanz. „Ich fühle mich im System verloren“, verwies der Stürmer auf taktische Vorgaben, die er so aus der National Hockey League nicht kennt, Dort gibt es weniger Passstafetten, aber der direkte Zug zum Tor ist eher möglich, weil die Eisflächen kleiner sind. Was Coach Pagé anders sah: „In der NHL war Cole eher defensiv ausgerichtet, hier will er offensiv agieren. Er muss seine Identität finden.“ Warum der 90-Kilo-Mann verpflichtet wurde? „Fragen Sie den Manager“, antwortete Pagé deutlich distanziert. Beinahe alles, was der Linksaußen des Tabellenvierten auch am Sonntag gegen Ingolstadt anstellte, ging daneben beim 7:5 (3:2, 2:2, 2:1)-Erfolg gegen die Bajuwaren. Wie zum Beispiel beim 1:0, bei dem er, frei vor dem Tor stehend, daneben schoss. Den zurückprallenden Puck musste sein Mitspieler versenken – und so kam Cole unfreiwillig sogar noch zu einem Assist. Immerhin gelang ihm am Sonntag sein erstes Tor beim 5:3 nach einem geschickten Solo durch die gegenerischen Reihen.
Das ist jedoch die Ausnahme. Bei seinen wenigen Auftritten sind nur vier Assists in 13 Partien herausgekommen. Dass Cole, vormals in Diensten der Carolina Hurricanes, überhaupt in Hohenschönhausen gelandet ist, resultiert aus dem Lockout in der NHL. In Amerika konnten sich Spielergewerkschaft und Ligabosse im September nicht auf einen Rahmenvertrag einigen, der den Spielern durchschnittlich nur noch 1,3 statt 1,8 Millionen Dollar pro Jahr bringen sollte. Die Akteure streikten, die Bosse reagierten mit Aussperrung, und so strandeten etliche Eishockeystars und -sternchen in Europas Ligen. So trieb es auch Marco Sturm von den San Jose Sharks nach Ingolstadt. Beim ERC produzierte er in 24 Partien 11 Tore und 10 Assists, doch Deutschlands Vorzeigestürmer lag am Sonntag mit Windpocken flach. Während Sturm die Aufwärtstendenz beim ERC widerspiegelt, reflektiert Cole die Achterbahnfahrt des Vizemeisters. Sowenig der 26-jährige Stürmer, auch verletzungsbedingt, richtig in Tritt kommt, so wenig haben die Eisbären sich in dieser Saison gefunden. „Die Stimmung ist wie die Lage: hoch und runter“, verweist Nationalspieler Stefan Ustorf, einst Coles Teamkollege in Cincinnati, auf glückliche Siege und unerklärliche Niederlagen. Diagnose: Potenzial da, Konstanz fehlt. „Das Über- und Unterzahlspiel funktioniert nicht mehr“, benennt Pagé zwei Übel. Also exakt jene Faktoren, die mit entscheidend waren, dass seine Schützlinge in den letzten zwei Spielzeiten das Halbfinale beziehungsweise das Finale erreichten. MARCUS VOGT