LESERINNENBRIEFE
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■ betr.: „Bank macht krank“, taz vom 4. 5. 09

Rankings wurden erstellt

Oh was war ich damals stolz, als ich meinen Bankkaufmann-Ausbildungsvertrag in Händen hielt. Es war eine Zeit, in der die ältere Generation noch ehrfurchtsvoll vom Bankbeamten sprach. In der Kunden noch zu einem Beratungsgespräch zur Bank kamen, bei dem sie das angeboten bekamen, was ihnen nützte. Die Bank machte Gewinn, welcher jedes Jahr stolz auf der örtlichen Mitgliederversammlung verkündet wurde. Alle waren zufrieden. Doch plötzlich reichte der Gewinn nicht mehr. Es wurde fusioniert, umstrukturiert, die Beratungsgesellschaften gaben sich die Klinke in die Hand. Es gab plötzlich Abteilungen in der Bank, für die man erst noch Namen und Aufgaben erfinden musste, doch man brauchte sie. Hier wurde dann getagt und sich der Kopf zermartert, wie man die Rendite weiter steigern konnte. Rankings wurden erstellt, Analysen durchgeführt, Zielvorgaben erarbeitet. Alles von Personen, die selbst noch nie einen „echten“ Kunden gesehen haben, mir aber sagen wollen, wie ich vorzugehen habe. Diesen Schreibtischtätern habe ich es zu verdanken, dass ich dem Kunden nur noch verkaufe, was die Bank braucht, um ja die Rendite zu steigern. Inzwischen ist mein Stolz der Scham gewichen. MARKUS DIEFENBACHER, Sulzfeld

■ betr.: „Kaputt verkauft“, taz vom 4. 5. 09

Rankings machen krank

Wer meint, Gesundheit und Qualität sei nur ein aktuelles Thema von Bankangestellten, der irrt gewaltig: Nach Jahren der Beratertätigkeit in der sozialen Arbeit, genauer im Bereich Schwerbehinderung und Arbeit, kenne auch ich so wie die meisten KollegInnen in Baden Württemberg Ranking + Wettbewerb inklusive Druck. Psychische Störungen und Erkrankungen sind auch hier keine Seltenheit mehr. Auch hier geht’s unterm Strich um Einsparpotenzial, ausgetragen auf dem Rücken von schwerbehinderten Menschen, insbesondere schwerbehinderten ALG-II-Empfänger. Auftraggeber und Geldgeber sind die Hauptfürsorgestellen, Agentur für Arbeit sowie Jobcenter und Argen. Name ist der Redaktion bekannt

■ betr.: „Eine klare Rchnung“, taz vom 2./3. 5. 09

Statt Exxon profitiert Eon

Den Artikel über das zu erwartende Ende der Atomstromerzeugung in Deutschland fand ich sehr erhellend. Leider vermag ich diesen Optimismus nicht zu teilen. Besonders misstrauisch macht mich der Umstand, dass der Autoverkehr nun durch Hybrid- bzw. reine Elektroautos „klimafreundlich“ gemacht werden soll. Da aber keinesfalls an kleinere und leichtere Fahrzeuge gedacht wird, ist ein erheblicher Zuwachs des Stromverbrauchs zu erwarten. Es wird weiterhin überlegt, die Batterien der Fahrzeuge als „Speicher“ für nicht ausgelastete Kapazitäten der Kraftwerke zu nutzen. Natürlich wird zunächst hierfür der Strom aus den Windanlagen genannt, es entsteht aber auch wieder Bedarf für eine Grundlast. Fazit: Statt Exxon und BP profitieren Eon und EnBW. Und Westerwelle freut sich, weil er sich dann „Klimavizekanzler“ nennen darf. URSCHEL HUHN, Laer

■ betr.: „Kühner Pragmatismus“, taz vom 2./3. 5. 09

Gewerkschaftsdemos für AKWs?

Stephan Reinecke möchte eine „arbeitnehmerzentrierte, demokratisierte Marktwirtschaft wachsen (sehen), die ein Gegenpol zur Ökonomie des schnellen Profits werden kann“ und schlägt pragmatisches Nachdenken über mehr Rechte und über Miteigentum der Beschäftigten vor. Gegen mehr Rechte wäre ja nichts einzuwenden. Meinetwegen dahingehend, dass Großbetriebe Mitverantwortung übernehmen müssen für eine neue Perspektive derjenigen, deren Arbeitsplätze technischem Fortschritt oder Nachfrageproblemen zum Opfer fallen. Aber was soll eine noch engere Kettung an die Unternehmen durch „Miteigentum“ bringen außer Gewerkschaftsdemos für neue Atomkraftwerke und eine Verlängerung der Abwrackprämie? Emanzipation aus der elendig engen Perspektive lohn- und gehaltsabhängig Beschäftigter ginge hinaus aus der Betriebsblindheit! In Richtung globaler Kooperationen für die Entwicklung einer gemeinsamen Zukunft in der die Sonn’ nicht ohn’ Unterlass Gletscher zum Schmelzen bringt! HANS-HERMANN HIRSCHELMANN, Berlin

■ betr.: „Körting nennt Vergleich ,unglücklich‘“, taz vom 4. 5. 09

Ist ’s mit „Rot“ fei boald dahin

Sag’n S’ mal, Herr Wowereit, / wo nua kriagen S’ her die Leit? / die wo was zum Soagen hett? / do bei Eaan in d’ Kabinett.

Niett aloa de Sarrazin / langt verbal schoa bleed ma hin, / na, itz fangt der Chef vom Innern / a noa oa total des „Spinnern“.

Bring’ S’ mal Zug in Eaarn Laden! / Geht ’s so foat, do gibt ’s an Schaden, /siecht ma rot erst in Berlin / ist ’s mit „Rot“ fei boald dahin.

Lang schoa wirkt ’s doch arrogant. / Habt S’ die Lag’ noa in der Hand? / Sie, der „große Pleitegeier“ von die Länder! / Mei – au weia!

HORST RADKE, Geldern

■ betr.: „Kassentricks machen depressiv“, taz vom 5. 5. 09

Kettenhund der Politik

Das ganze Theater mit RSA-Codierung, Up- and Downgrading gäbe es nicht, hätten wir die Kostenerstattung und eine Krankenkasse. Wir brauchen nur eine Kasse, da die Leistungen der KK vom Sozialgesetzbuch V vorgegeben sind. Das System der Kassenärztlichen Vereinigungen als Kettenhund der Politik muss weg, stattdessen bekommt jeder Patient eine Rechnung für die vom Arzt erbrachten Leistungen. Wie beim Metzger. Wer 100 Gramm Aufschnitt kauft, bezahlt 100 Gramm. Wer mehr kauft, bezahlt mehr. Warum nicht bei ärztlichen Dienstleistungen? Also Schluss mit der Heuchelei und Einführung der Kostenerstattung, dann herrscht Transparenz. Der Patient sieht, was der Arzt für seine Dienstleistung erhält, und kann kontrollieren, ob die Leistung erbracht wurde. ERNST-M. ZIMMER, Merzig-Hilbringen