Wochenübersicht: Bühne
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„Meine Schneekönigin“, Volksbühne, ab 16. 12.„Der kleine Prinz“, Villa Elisabeth, ab 17. 12.„REM Phase 4“, Theater Zerbrochene Fenster, ab 16. 12.„Liebelei“, Deutsches Theater, ab 19. 12.

Weihnachtszeit, Märchenzeit. Auch die Volksbühne hat jetzt das utopische Potenzial der Märchen entdeckt, nachdem das real existierende Leben sich seit 1989 so kaltherzig kapitalistisch und utopiearm zeigt. „Diese Welt sehnt sich nach Märchen!“, verkündet Frank Castorf mit messianischer Geste und inszeniert zum 200. Geburtstag von Hans Christian Andersen dessen Märchen „Die Schneekönigin“. Aber weil es natürlich nicht unbedingt Andersens, sondern eher Castorfs Schneekönigin werden wird, ist der Abend mit „Meine Schneekönigin“ überschrieben. In der Geschichte vom kleinen Kay, in dessen Herz ein Splitter aus dem Zauberspiegel der Schneekönigin steckt, fand Castorf außerdem eine naive Erkenntnistheorie formuliert, weshalb er die Arbeit als Fortsetzung seiner Dostojewski-Inszenierungen begreift.In der Villa Elisabeth geht es ab Freitag ebenfalls märchenhaft zu, denn zum 60. Todestag von Antoine de Saint-Exupéry gibt es „Der kleine Prinz“. Von der Bühne aus wird der kleine Prinz auf seiner Reise durch das Universum mit Sternenbewohnern auf der Leinwand kommunizieren, die dort von Größen des Fachs wie Bruno Ganz, Dieter Mann oder Armin Rohde verkörpert werden.Für manche sind Träume die wirklichen Märchen. Im Theater Zerbrochene Fenster geht ab Donnerstag die theatralische Erforschung des Träumens als Überlebensstrategie mit REM Phase 4 in die 4. Phase. Dafür hat die Regisseurin Ingrid Hammer seit 1989 tausende von Träumen gesammelt.Völlig märchenlos ist die Welt, die uns der Wiener Arzt Arthur Schnitzler in seinen Stücken präsentiert. In seinem 1896 uraufgeführten Stück „Liebelei“ seziert er Liebe und Erotik mit dem kalten Blick des Pathologen. Tina Lanik inszeniert das Fin-de-Siècle-Drama jetzt am Deutschen Theater.