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Archiv-Artikel

Spielhölle kommt nach Duisburg

Montagabend rang sich der Duisburger Stadtrat nach drei Jahren Problemwälzen zu einem Konzept für das Kasino in der Innenstadt durch. Es soll Spieler aus NRW und den Niederlanden anlocken

aus DUISBURGANNIKA JOERES

Der altehrwürdige Ratssaal war bis auf den letzten Platz besetzt, auf den Rängen drängelten sich BürgerInnen: Sie alle wollten wissen, ob es in Duisburg in Zukunft ein Kasino geben wird. Am späten Abend entschied sich der schwarz-grün dominierte Rat mit einer Vier-Stimmen-Mehrheit für den „Mercatorhallen“-Entwurf der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG). Schon im Januar soll mit dem Bau in der Innenstadt begonnen werden, zu Sylvester 2006 sollen erste Kugeln rollen.

Die Mercatorhallen erinnern verdächtig an das alte „urbanum“-Projekt, das erst in diesem Sommer geplatzt ist. In dem Glasbau sollen ein Kongress-Zentrum mit Veranstaltungshalle, 14.000 Quadratmeter Verkaufsflächen, Büros und Gastronomie Platz finden. KundInnen des Kasinos sollen aber weniger aus dem von Arbeitslosigkeit gebeutelten Duisburg kommen, vielmehr sollen zehntausende Spielwütige aus ganz NRW und den Niederlanden ihre Jetons verspielen und der Stadt Steuereinnahmen in Millionenhöhe einbringen. Glücklich war mit diesem Konzept allerdings keine der anwesenden Fraktionen: Alle sprachen sich kleinmütig dafür aus, das „Trauerspiel um Duisburgs Zukunft zu beenden“ und deswegen für die LEG zu stimmen.

Zuletzt hatte die Westspiel AG aus Münster als Betreiber des Kasinos, die Stadt dazu gedrängt, für das LEG-Konzept zu votieren und die beiden anderen Konzepte zu verwerfen: Der Entwurf der LEG schafft einen Eingangsbereich, der das Kasino in den Mittelpunkt rückt. Die Landestochter schrieb an Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU), dass sie andernfalls „nicht als Mieter zur Verfügung stünden.“

„Wir sahen uns gezwungen, unsere Entscheidungen zu revidieren“, sagte die CDU-Fraktionssprecherin Petra Vogt. Die Stadträson lasse keine andere Entscheidung zu. Auch Dieter Kantel, Sprecher der Grünen, wollte nur noch „die unendlich peinliche Geschichte“ beenden. „Seit über zwei Jahren haben wir an der Stelle keine Einnahmen mehr“, sagte er aufgebracht. Andere Modelle könnten nun nicht mehr diskutiert werden, auch wenn es sinnvoll wäre: „Wir sind den LEG-Forderungen ausgeliefert.“ In den vergangenen Jahren noch auf der Oppositionsbank hatten die Grünen stets gegen den Abriss der Merkatorhalle gestimmt – nun wird der unter Denkmalschutz stehende Bau Anfang 2005 abgerissen.

Der PDS-Ratsherr HermannDierkes sieht in der Westspiel-Drohung eine „beispiellose erpresserische Arbeit“. Sie habe die kommunale Selbstbestimmung zertrümmert. „Eine Stadt kann ihre Zukunft nicht an ein Kasino knüpfen,“ sagte Dierkes.

Wie die SPD stimmte die PDS geschlossen gegen das Konzept. Dabei hatten die GenossInnen unter ihrer damaligen Oberbürgermeisterin Bärbel Zieling jahrelang für das sehr ähnliche „urbanum“-Modell gekämpft, jetzt aber sei dies „nicht zu verantworten“, so Sprecher Herbert Mettler.

Hundertprozentig sicher ist die Zukunft von Duisburg als Kasinostadt allerdings nicht. Sollte der straffe Zeitplan des LEG-Konzepts nicht eingehalten werden, wird es im nächsten Jahrzehnt keinen neuen Anlauf für eine Spielbank geben: Die Hälfte der 74 Stadtverordneten sprach sich gegen weitere Planungen aus.