: Friede sei ohne ihn
Der Protestant Ian Paisley torpediert den Friedensprozess in Nordirland – wegen der „bösen“ Katholiken
Wenn der demagogische Protestantenpfarrer Ian Paisley schlecht gelaunt ist, torpediert er schon mal den nordirischen Friedensprozess. Am Montag brach er den Kontakt zur irischen Regierung ab: Premierminister Bertie Ahern hatte es gewagt zu sagen, dass es möglicherweise nicht durchführbar sei, die Waffenausmusterung der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) zu fotografieren. Das aber ist Paisleys Bedingung für die Bildung einer Mehrparteienregierung mit Beteiligung von Sinn Féin, dem politischen Flügel der IRA, denn die IRA müsse gedemütigt werden.
Am Abend rief Ahern bei Paisley an und entschuldigte sich für seinen Lapsus. Selbstverständlich wolle auch die irische Regierung jene Fotos, sagte er. Paisley verlangte jedoch eine öffentliche Entschuldigung, die heute im irischen Parlament nachgereicht werden soll. Danach will er in Erwägung ziehen, sich doch mit dem irischen Außenminister zu treffen.
Das fällt ihm nicht leicht, denn in der irischen Regierung wimmelt es nur so von Katholiken, und die sind für das Böse in Nordirland und in Europa verantwortlich, wie Paisley auf seiner Website (www.ianpaisley.org) nachzuweisen versucht. Und die Europäische Union sei ein Trick, um die katholische Herrschaft in ganz Europa durchzusetzen. Der Vatikan wollte schon immer Europa kontrollieren, behauptet Paisley, und wenn das nicht gelang, bezeichneten die Katholiken die Institutionen als „gottlos“. Dabei sei es der Katholizismus, der gottlos ist, findet Paisley. „Blair will das Erbe des Vereinigten Königreichs auf dem Altar der Verderbtheit politischer Berechnung opfern“, schreibt er. „Gott erlöse uns von der europäischen Leibeigenschaft.“
Es gebe 679 Sitze im Europäischen Parlament, so Paisley, „aber aufgepasst: Ein Sitz bleibt unbesetzt. Er hat die Nummer 666.“ Er zitiert die Enthüllung 13:18, wonach diese Nummer das Symbol des Antichristen ist: „Der Sitz des Antichristen wird besetzt werden. Der Herr wird ihn zerstören durch die Kraft seiner Worte. Die Ankunft des Herrn ist nah.“ Die Lösung des Nordirlandkonflikts ist fern. RALF SOTSCHEK