: Schlechte Zeiten!
Für Pendler
Die Entfernungspauschale sinkt auf 30 Cent pro Kilometer. Bisher betrug sie für die ersten 10 Kilometer 36 Cent und darüber 40 Cent. Wer diese höheren Freibeträge schon auf seiner Steuerkarte hat eintragen lassen, muss jetzt nicht zum Finanzamt eilen. Die unzulässige Steuerersparnis muss erst bei der Steuererklärung nachgezahlt werden. Die Zuschüsse des Arbeitgebers sind nicht mehr steuerfrei für Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Job-Tickets).
Für Häuslebauer
Die Eigenheimzulage wird insgesamt um 30 Prozent abgesenkt. Konkret gilt für Objekte, die ab dem 1. Januar erworben werden: Alt- und Neubauten werden einheitlich mit höchstens 1.250 Euro jährlich gefördert. Bisher waren es bei Altbauten 1.278 Euro und bei Neubauten 2.556 Euro. Die Kinderzulage nimmt von 767 auf 800 Euro zu. Die Einkommensgrenzen sinken für Ledige von 82.000 auf 70.000 Euro, für Ehepaare von 164.000 auf 140.000 Euro. Pro Kind steigen die Einkommensgrenzen um 30.000 Euro. Ausbauten und Erweiterungsbauten werden nicht mehr gefördert. Die Wohnungsbauprämie schrumpft von 10 auf 8,8 Prozent.
Für Angestellte
Für neu eingestellte Mitarbeiter gilt der Kündigungsschutz erst in Betrieben mit mehr als zehn Beschäftigten. Bisher galt er allgemein ab sechs Mitarbeitern. Bei Kündigungen wird die Sozialauswahl auf die Dauer der Betriebszugehörigkeit, Alter, Unterhaltspflichten und Schwerbehinderung beschränkt; Leistungsträger müssen nicht mehr einbezogen werden. Damit soll es möglich werden, jüngere Mitarbeiter zu halten. Außerdem sollen Arbeitnehmer künftig bei betriebsbedingten Kündigungen entscheiden können, ob sie auf eine Klage verzichten und stattdessen eine Abfindung kassieren. Allerdings muss der Arbeitgeber eine Abfindung angeboten haben – ein halbes Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr.
Für Arbeitslose
Arbeitslosengeld gibt es höchstens 12 Monate, für über 55-Jährige 18 Monate. Die Übergangsfrist läuft bis Februar 2006. Für Langzeitarbeitslose ist jede legale Arbeit zumutbar. Die Arbeitslosenhilfe wird erst Anfang 2005 auf das Niveau der Sozialhilfe abgesenkt.
Für Arzneikäufer
Wer 2004 Arznei, Rollstuhl oder Hörgerät braucht, muss ein Zehntel des Preises selbst berappen. Mindestens zahlt er fünf, höchstens zehn Euro. Medikamente unter fünf Euro übernimmt der Patient komplett selbst. Maximal muss er zwei Prozent seines Jahres-Bruttoeinkommens für medizinische Leistungen opfern. Bei chronisch Kranken, die bislang von der Zuzahlung befreit waren, liegt die Grenze bei einem Prozent. Kinder und Jugendliche dürfen weiter allein auf Kassenkosten krank sein.
Für Patienten
Wer künftig eine Praxis betritt, sollte zehn Euro bereit halten. So viel kostet ab Januar der erste Arztbesuch im Quartal, selbst wenn man nur ein Rezept abholt. Überweist der Hausarzt an einen Spezialisten, darf der keine weitere Gebühr verlangen. Wer Kind oder jugendlich ist, zur Schwangerschaftsvorsorge oder Schutzimpfung kommt oder regelmäßig seine Zähne durchchecken lässt, zahlt keine Gebühr. Auch das goldene Sportabzeichen lohnt: Viele Kassen erstatten Kunden, die der Fitness frönen, die zehn Euro zurück. Ein Tag im Krankenhaus kostet ab Januar zehn eigene Euro – und zwar bis zu 28 Tagen pro Jahr.
Für Brillenträger
Schwache Augen werden teurer. Künftig geben die Kassen nichts mehr zu den Brillengläsern hinzu. Bisher gab es im „Normalfall“ etwa 40 Euro pro Brille. Nur Kinder, Jugendliche und Menschen, die höchstens 30 Prozent der normalen Sehkraft haben, dürfen weiterhin auf eine Kassenbrille hoffen.
Für Rentner
Die Rentenanpassung fällt am 1. Juli aus (Nullrunde). Wer ab 1. April in den Ruhestand wechselt, erhält seine Rente erst am Ende des Monats. Ab April zahlen die Rentner den vollen Pflegebeitrag von 1,7 Prozent, bisher war es die Hälfte. Wer eine betriebliche Zusatzrente erhält, muss darauf künftig den ganzen Krankenversicherungssatz zahlen. Bisher war es die Hälfte. Diese Neuregelung trifft etwa ein Fünftel aller Rentner. Volle Krankenkassenbeiträge werden auch fällig, wenn über den Arbeitgeber eine Direktversicherung abgeschlossen wurde, die auf einen Schlag und nicht in Raten ausbezahlt wird. Bisher waren diese einmaligen Einkünfte ausgenommen.
Für Tote
Es gibt kein Geld fürs Sterben mehr. Der Edelholzsarg mit Plüsch-Innenfutter, die Ökokiste, schnell verrottend – das könnte bald das Privileg der Toten mit besser verdienender Verwandtschaft werden. Das Sterbegeld wird abgeschafft. Zuletzt gab es pro Versicherten immerhin noch 525 Euro, für mitversicherte Familienangehörige 262,50 Euro. Doch fast keiner klagt. Allein die Bestatter fürchten den Trend zur Billigbeerdigung in ordinärer Kiefer.
Für Raucher
Kippen werden teurer. Jede Zigarette kostet ab dem 1. März 1,2 Cent mehr. Im Dezember 2004 und September 2005 geht’s dann weiter preisaufwärts. Das gilt nicht nur für Zigaretten, auch Selbstdreher zahlen mehr. Das Ziel: Die Tabaksteuer soll die „versicherungsfremden“ Leistungen der Krankenkassen finanzieren – des einen Sucht finanziert des anderen Mutterschutzgeld.
Für Sparer
Der Sparerfreibetrag sinkt von 1.550 auf 1.370 Euro für Ledige und von 3.100 auf 2.740 Euro für Ehepaare. Bei neuen Lebensversicherungen sinkt der Garantiezins von 3,25 auf 2,75 Prozent. Für Neuverträge ab 2005 entfällt der Steuervorteil. Bisher sind Erträge aus Lebensversicherungen nach 12 Jahren steuerfrei. Analysten rechnen daher mit einem Run auf Lebensversicherungen.
Für Eltern
Kinder werden teurer. Zumindest für die, die nicht allzu schlecht verdienen. Erziehungsgeld zahlt der Staat nur noch, wenn die Eltern gemeinsam nicht mehr als 30.000 Euro netto jährlich einnehmen. Bisher gab es die Förderung noch bei einem Jahreslohn von 51.130 Euro. Alleinerziehenden streicht der Staat den Zuschuss, wenn sie mehr als 23.000 Euro (bislang 38.350 Euro) verdienen.
Für Blaumacher
Sie haben vier Tage weniger frei. Schuld ist das Schaltjahr. Der 1. Mai ist ein Samstag, der 3. Oktober ein Sonntag, und die beiden Weihnachtsfeiertage fallen auf ein Wochenende. Die Bayern büßen extra: Mariä Himmelfahrt findet sonntags statt. Auch die fünf neuen Länder üben Verzicht: Am 31. Oktober ist Reformationstag, und das ist, Sie ahnen es, ebenfalls ein Sonntag.