Verkaufserfolg mit Grundstückchen

Miniareale für Townhouses am Friedrichswerder sind überbucht. Exklusive Nachbarschaft in der Stadtmitte ist gefragt

Und es gibt sie doch. Jene Urbaniten, von denen seit jenem denkwürdigen Auftritt von Hans Stimmann beim „Stadtforum von unten“ die Legende geht, dass sie keine Grünflächen brauchen, weil sie zweimal im Jahr nach Mallorca jetten. Es gibt sie sogar in rauen Mengen, wie sich nun am Friedrichswerder zeigt, dem ersten Urbanitenviertel der Hauptstadt.

Townhouses heißen die vierstöckigen Bürgerhäuser, die ab 2005 auf dem jetzigen Parkplatz zwischen Kurstraße und Ober- beziehungsweise Unterwallstraße entstehen sollen. Zwischen 4,50 Meter und 9,75 Meter breit sind die Grundstückchen, die den Urbaniten zur Verfügung stehen, bei Grundstückspreisen zwischen 681 und 1.497 Euro pro Quadratmeter.

Gleichwohl wurde der Deutschen Gesellschaft für Stadtentwicklung, die am Friedrichswerder als Developer auftritt, die Bude eingerannt. „Ein paar Tage nachdem die Parzellen im Oktober ausgeschrieben wurden, mussten wir das Verfahren wieder schließen“, sagt der Berliner DSK-Chef Ingo Wiechmann. Mittlerweile gibt es für jedes der 48 Grundstücke 5 Bewerber auf der Reserveliste. „Offenbar gab es schon lange ein Bedürfnis nach dieser Wohnform“, resümiert Wiechmann, „aber noch keinen Markt.“

Diese Wohnform geht so: Der Urbanit kauft das Grundstück und beauftragt einen Architekten mit der Planung. Anders als etwa beim Pariser Platz gibt es am Friedrichswerder keine rigiden Gestaltungsvorschriften. „Alles ist erlaubt“, sagt die Sprecherin von Bausenator Peter Strieder (SPD), Petra Reetz. „Wer sich im Untergeschoss eine Sauna bauen will, soll das machen, wer eine Tiefgarage bevorzugt, kann auch das tun.“ Nur ein Schwarzwaldhaus, schränkt Reetz ein, würde man wohl nicht genehmigen.

Mit dem Run auf den Friedrichswerder kann Strieder erstmals in einem wichtigen Teilbereich des „Planwerks Innenstadt“ Vollzug vermelden. Dabei hatte es gar nicht so rosig ausgesehen, als die Pläne für die Bebauung des Areals vor zwei Jahren vorgestellt wurden. Viel zu teuer seien die Grundstücke, monierten die Kritiker, dafür gebe es in Berlin keinen Markt. Gibt es doch, freut sich nun Strieder-Sprecherin Reetz. „Mit den Stadthäusern lassen sich verschiedene Bedürfnisse unter einen Hut bringen. Die innerstädtische Lage, die individuelle Architektur und einen Garten im Innenhof.“ Reetz’ Fazit: „Hier kann man sich in exklusiver Nachbarschaft selbst verwirklichen.“

Damit das auch in Zukunft so sein wird, soll nun geprüft werden, ob man nicht rund um die Klosterstraße ähnlich verfährt. Für DSK-Mann Wiechmann ist das gar keine Frage mehr: „Ich rate, das an anderer Stelle zu wiederholen. Wenn das dann genauso gut weggeht, dann ist der nächste Standort dran, und immer so weiter.“ UWE RADA