DER RECHTE RAND: Rechte Erlebniswelten
Der Kommunalwahlkampf der NPD in Mecklenburg-Vorpommern läuft: In Städten und Gemeinden gibt die Partei sich einmal mehr als diejenige, die sich um die „Probleme der kleinen Leute“ kümmern werde. Ihre knapp 70 Kandidaten „sprechen alle problembehafteten Themen vor Ort an“, sagt betont Hubertus Buchstein, Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Uni Greifswald. Er prognostiziert, die „Nationaldemokraten“ würden die Zahl ihrer Mandate „erheblich steigern“.
Gerade auf dem Land versucht die NPD, die Verankerung ihrer Mitglieder als „Freund und Helfer“ im Vereins- und Gemeindeleben in Wahlergebnisse umzumünzen. In einer Studie zur NPD-Kommunalpolitik berichten Buchstein, Jenny Bogitzky und Thorsten Heil, dass die NPD seit 2002 ihren Stimmenanteil verneunfacht habe. Zwischen Stamm- und Protestwählern lasse sich kaum unterscheiden.
Nicht alleine die Abwesenheit der anderen Parteien auf dem Land kommt der NPD entgegen. Ihr hilft auch, dass im ländlichen Gemeindewesen die institutionelle Jugendarbeit eingespart wird, während die rechte Szene eine „vielfältige Erlebniswelt“ anbietet. Laut einer Studie des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) drängen die Rechten nicht bloß in Sportvereine, sie gründen auch selbst welche. Die Akzeptanz, so der BDL weiter, komme auch daher, dass „vielerorts sich ein lokal ländlicher Sozialraum entwickelt“ habe, in der eine „affektive Gestimmtheit für rechte Mentalitäten vorherrscht“. Rechte Ideologien könnte dort an stärker präsente traditionelle Werte anknüpfen.
Buchstein empfiehlt den demokratischen Parteien umso dringender, auch unangenehme Sachthemen aufzugreifen. Ansonsten überließen sie „komplizierte Fragen den vermeintlich einfachen Antworten der NPD“, sagt der Politologe.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen