Kollektivismus reicht nicht für Klassenerhalt

Ohne teure Stars wollten die Schwelmer Baskets in der ersten Liga bestehen. Doch nach einer Niederlagenserie ändert der Kleinstadt-Verein sein Konzept und kündigt die Verpflichtung von drei „hochkarätigen Neuzugängen“ an

SCHWELM taz ■ Die Hoffnung ist zurückgekehrt in die Köpfe der Spieler und Fans von Basketball-Erstligist Union Baskets Schwelm. Nach einer Pleitenserie hat der unter dem Motto „Wir wollen in die Play-Offs!“ in die Saison gestartete Aufsteiger letzte Woche gegen Braunschweig seinen zweiten Sieg eingefahren. „Das gibt richtig Selbstvertrauen“, sagte Head-Coach Torsten Daume daraufhin im Training.

Der zweite Saisonsieg der Schwelmer folgte unmittelbar auf eines der seltenen Donnerwetter im sonst so Harmonie verwöhnten Provinz-Team. In den vergangenen Wochen mussten zwei Spieler der Schwelmer ihr Köfferchen packen. Der Vertrag von Kiril Skumatov wäre ohnehin ausgelaufen. Er war vor einem Jahr zum damaligen Zweitligisten Schwelm gekommen, hatte das Team aber nie verstärken können.

Gleiches gilt für den US-Amerikaner Kyle Bankhead. Der hatte vor der Saison in der Kleinstadt angeheuert. Jetzt wurde ihm nahe gelegt, doch besser woanders sein sportliches Glück zu versuchen. Mit dem doppelten Abgang sind jetzt wertvolle Ausländerplätze frei. Die sollen gefüllt werden. Drei „hochkarätige Neuzugänge“ wollen die Baskets so schnell wie möglich präsentieren. Verhandelt wird schon, über Namen schweigen sich die Verantwortlichen aus. „Bis Ende Januar ist alles unter Dach und Fach“, sagt Sponsor Matthias Poschmann.

Immerhin deutet sich im familiär geprägten Kleinstadt-Verein ein Umdenken an. Zwar versichert Torsten Daume nach außen immer noch: „Der Grundgedanke eines Basketball-Kollektivs ohne Stars war richtig. Ich bin immer noch überzeugt davon, dass es hätte funktionieren können.“ Aber allein der letzte Satz zeigt, dass das Basketball-Idyll Schwelm in der harten Profi-Welt angekommen ist. Und das vor einer entscheidenden Woche. Nach dem Spiel gestern Abend in Bonn (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet) kommt am Mittwoch nun Bayer Leverkusen zum nächsten NRW-Derby in die Wuppertaler Uni-Halle, die Heimspielstätte des Liga-Neulings. Das wird ein schwerer Brocken für Schwelm.

„Ich gehe davon aus, dass wir gewinnen“, hat Bayer-Kapitän Dennis Wucherer bereits klar gestellt. Auch wenn die Rheinländer in dieser Saison ebenfalls in der Krise stecken. Denn das Werks-Team – einst Basketball-Topadresse in Deutschland – dümpelt auf Platz zehn herum. Allerdings ist das Rheinland-Team im Aufwind. Vor zwei Wochen wurde gegen Köln gewonnen, am Donnerstag mit 108:88 gegen Gießen. Damit haben die Leverkusener nach verhaltenem Saisonauftakt zumindest wieder Tuchfühlung zu den anvisierten Play-Off-Plätzen hergestellt.

Gegen Schwelm bahnt sich – zumindest statistisch – ein attraktives Spiel an. Mit Ausnahme von ALBA Berlin hat kein Team in dieser Spielzeit mehr Punkte gemacht als Bayer. Gleichzeitig mussten Schwelm und Leverkusen mit jeweils 964 Punkten so viele Punkte gegen sich einstecken wie kein anderes Team.

Aufsteiger Schwelm hofft derweil, noch kurzfristig ein verstecktes Ass aus dem Ärmel zaubern zu können: „Wir stehen in Sachen Neuverpflichtungen kurz vor dem Durchbruch. Das kann stündlich passieren“, hofft Torstem Daume, am Mittwoch mit neuen Spielern überraschen zu können. Angesichts der Schwelmer Leistungen in dieser Saison wäre das wohl auch für einen Sieg gegen Leverkusen Grundvoraussetzung.

SVEN PRANGE