Nachtwanderer

Erwachsene in Bremen-Nord begleiten Jugendliche auf ihrem Weg durch die Nacht

Bremen taz ■ Die Idee für das bundesweit einmalige Pilotprojekt in Bremen-Nord stammt ursprünglich aus Schweden: Wenn am Wochenende Jugendliche nachts um die Häuser ziehen, begleiten Erwachsene sie auf ihrem Weg in Bus und Bahn oder auf öffentlichen Plätzen. Rund 20 Bremer Eltern beteiligen sich derzeit an dem Projekt, das die Arbeiterwohlfahrt gemeinsam mit der BSAG und dem Präventionszentrum Bremen-Nord initiiert hat.

Die ehrenamtlichen „Nachtwanderer“ sind seit Anfang Dezember jeweils zwischen 22 und drei Uhr unterwegs. Ihre Aufgabe: Für die Jugendlichen da zu sein, hinzugucken statt wegzusehen – so dass ein Einschreiten gar nicht erst nötig wird. „Sie sind weder Hilfspolizisten, noch ersetzen sie die Arbeit von Sozialarbeitern“, betont Lasse Berger vom Präventionszentrum Bremen-Nord. Vielmehr sollten die Nachtwanderer „Vorbild“ sein und, wo nötig, Hilfestellungen anbieten. Schließlich hätten nicht nur Eltern, sondern auch viele Jugendliche Angst, nachts alleine nach Hause zu gehen. „Die Nachtwanderer sind Partner in der Dunkelheit“, so Berger.

Für diese Aufgabe sind die Helfer nicht nur mit einer einheitlichen Weste ausgerüstet, sondern auch eigens geschult worden. So hätten alle TeilnehmerInnen ein Deeskalationstraining und einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert, rechtliche Unterweisungen erhalten und einen Vortrag über Suchtmittel gehört.

Mit den ersten Erfahrungen ist Berger „sehr zufrieden“. Er habe den Eindruck, die Fahrten in Bus und Bahn verliefen „ruhiger“, wenn Erwachsene mit an Bord seien. Auch von den Jugendlichen werde man „positiv aufgenommen“. Größere Hilfseinsätze seien an den ersten vier Wochenenden jedoch noch nicht erforderlich gewesen, resümiert Nachtwanderer Berger. Einem der angetroffenen Jugendlichen habe er aber Hilfe holen müssen. mnz