Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Morgen werden im Blauen Salon des ja wieder zunehmend beliebter werdenden Mehringhofs die AktionistInnen von Squat Tempelhof vorgestellt, die aus dem Nazigroßbauwerk und Startbahngelände ein … ein … – ja was eigentlich machen wollen, wenn sie das Gelände besetzt haben. Genauere Auskunft geben die InitiatorInnen. Tags darauf sammeln sich Antifa-Gruppen vor dem Laden „Horrido“ in Lichtenberg, der Markenkleidung für Neonazis, etwa „Eric & Sons“ und „Kategorie C“, verkaufen soll. Dagegen nun wird entschlossen protestiert. Am Freitag dann diskutiert man in der Humboldt-Universität über die Nation, der Titel „Zur Kritik der falschen Freiheit“ und die Diskutanten Thomas Ebermann und Nadja Rakowitz lassen erwarten, dass anders als im altleninistischen Milieu um die Junge Welt oder in der Linkspartei die Nation nicht heimlich doch oder sogar unheimlich gut gefunden werden soll, sondern dass das Prekariat weiterhin ohne Vaterland auskommen kann und will. Wer das Recht auf nationale Selbstbestimmung verwirklichen will, sollte der Veranstaltung also eher fernbleiben. Am Samstag schließlich findet für alle vaterlandslosen Gesellinnen und Gesellen eine „antinationale Parade“ unter dem altbewährten, schon 1992 getesteten Motto „Etwas Besseres als die Nation …“ auf dem Rosa-Luxemburg-Platz statt. Hier wird die Nation allerdings nicht nur als Ordnungsmacht und Ideologie-Erzeugnis gesehen, das Ausgrenzung schafft und eine kollektive Identität (als Volksgemeinschaft) hervorbringt, sondern als Produzent von „sozialer Marktwirtschaft“ und „Schutzschirmen“. Aber ist das nicht eigentlich der Staat, der hier wirkt? Wie auch immer, jedenfalls werden hier nicht die Geburt der BRD und das Grundgesetz gefeiert, sondern allenfalls das schöne Leben, welches man ohne Nationen leben könnte (18 Uhr).

■ Squat Tempelhof: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Di, 19 Uhr

■ Horrido-Demo: Alt Friedrichsfelde 98, Mi, 18 Uhr

■ Kritik der falschen Freiheit: HU, Unter den Linden 6, Fr, 19.30 Uhr

■ Antinationale Parade: Rosa-Luxemburg-Platz, Sa, 18 Uhr