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Archiv-Artikel

Seniorengruppe abgesägt

Der verdi-Ortsverein in Gütersloh stellt ihre umbequeme Seniorengruppe aufs Abstellgleis und gründet eine neue

GÜTERSLOH taz ■ Alt-Gewerkschafter Heinz Gildorf fühlt sich gemobbt. Der 79-jährige Sprecher der Seniorengruppe „Zwiebelfische“ wurde nach 56 Jahren Gewerkschaftsarbeit vom verdi-Ortsverein Fachbereich Medien in Gütersloh nicht wieder gewählt. Schlimmer noch: Der Ortsverein will eine eigene Seniorengruppe auf lokaler Ebene gründen und erklärt die alte Seniorengruppe für ungültig. „Das ist ein Skandal“, sagt Gilsdorf, der von der Neugründung aus der Zeitung erfuhr.

Seit zwei Jahren hält der Streit zwischen den Zwiebelfischen und dem Ortsverband Gütersloh an. Stein des Anstoßes war die Anfrage Gilsdorfs nach einer Übernahme der Reisekosten für einen Ausflug der Senioren. Der Ortsverein verwies auf den Fachbereich Medien auf Bezirksebene, der für solche Erstattungen zuständig sei. Mit Unterstützung des Vorsitzenden der „Basisgruppen Senioren NRW“, Heinz Peltz, erreichte Gilsdorf dann doch , dass der Ortsverein seiner sechsköpfigen Gruppe dann 100 Euro Reisezuschuss überwies.

Doch er tat dies nicht ohne Tadel: „Der Ortsverein ist kein Selbstbedienungsladen“, kritisierte der Vorsitzende Hans-Georg Langewender Zwiebelfisch-Sprecher Gilsdorf in einem Brief. „Es ist einfach so, dass beim Beitritt der IG Medien zu verdi die Personengruppen den Bezirken zugeordnet wurden“, sagt Langewender der taz. Auch habe der NRW-Vorsitzende der Senioren, Heinz Peltz, in diesem Punkt keine Ahnung. Außerdem habe man kein Geld „für solche Luxusfahrten“. Langewender hält Gilsdorf für einen Wichtigtuer. „Er versteht alles als eine persönliche Attacke.“ Gilsdorf sei außerdem weder zu den Vorstandsitzungen des Ortsvereins noch des Fachbereichs auf Bezirksebene erschienen.

Gilsdorf ist den Sitzungen ferngeblieben, weil er sich nie respektiert fühlte: Als er bei der Fusion zum zweiten Vorsitzenden der Senioren im Bezirk benannt wurde, hatte man ihn von seiner Funktion nicht in Kenntnis gesetzt. „Meine Kollegin sagte mir im Vorbeigehen, ich sei ihr Stellvertreter“, beschwert er sich.

Doch nun hat der Ortsverein von seinen renitenten RentnerInnen die Nase voll: Er hat alle alten GewerkschafterInnen im Bezirk angeschrieben und plant, am 13. Januar eine „ordentliche“ Seniorengruppe zu gründen.

NATALIE WIESMANN