: Propaganda für die Asse
LOBBYARBEIT Das Atomforum finanzierte die Führungen in der Asse. Dabei hat der Vorsitzende des Forums vergangene Woche behauptet, man sei an den Vorgängen in der Asse nicht beteiligt gewesen
„Wir doch nicht.“ Allergisch reagiert die Atomlobby auf Forderungen, die Energieversorger sollten sich an an den Kosten für die Sanierung des vom Einstürzen bedrohten Atommülllagers Asse beteiligen. Schließlich handele es sich bei der Asse um eine „Einrichtung der öffentlichen Hand“. Und der Löwenanteil der dort eingelagerten Abfälle sei nicht von AKW-Betreibern, sondern aus staatlichen Forschungseinrichtungen.
Geld für die Öffentlichkeitsarbeit der Asse haben die Energiekonzerne aber schon investiert. Das Deutsche Atomforum bestätigte gestern entsprechende Zahlungen. Es habe zwischen 1997 und 2002 eine finanzielle Beteiligung gegeben, sagte der Sprecher des Atomforums, Maik Ressel. Das Geld sei für Besucherführungen verwendet worden. Der Spiegel hatte berichtet, damals seien über das Atomforum fast 700.000 Euro an den damaligen Asse-Betreiber GSF geflossen. Die Summe könne er „so nicht bestätigen“, sagte Ressel.
Vor dem Atomforum hatte dem Spiegel zufolge die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufbereitung von Kernbrennstoffen (DWK) die Kosten für die Besucherbetreuung in der Asse übernommen. Doch dann habe der DWK das Geld gefehlt, deshalb wurde eine Lösung mit dem Deutschen Atomforum gesucht.
Die Grünen im niedersächsischen Landtag kündigten an, die Rolle des Atomforums bei der „Vertuschung des Asse-Desasters“ in einem Untersuchungsausschuss genauer unter die Lupe zu nehmen. Nach Ansicht von Fraktionschef Stefan Wenzel steckt der Lobbyverband „tiefer im Asse-Sumpf“, als er öffentlich behaupte. Noch in der vergangenen Woche habe der Vorstand des Atomforums Walter Hohlfelder behauptet, dass die Kraftwerksbetreiber an den Vorgängen in der Asse nicht beteiligt gewesen seien. Jetzt zeige sich, dass sie „nicht nur die Lieferanten des Mülls waren, sondern über ihre Lobbytruppe Atomforum auch noch die Öffentlichkeitsarbeit für die Schachtanlage Asse bezahlten“. REIMAR PAUL