Der „lord von barmbek“ im st. pauli theater : 60 Jahre Zuchthaus
Er war eine dieser Figuren, die in kein Raster passen und derer sich Theaterleute wie Ulrich Waller und Ulrich Turkur so gern annehmen: Den „Lord von Barmbeck“ werden sie im St. Pauli Theater auf die Bühne bringen – und damit zugleich einer Sehnsucht Ausduck verleihen, die vielleicht symptomatisch für das 21. Jahrhundert ist: jener nach den angeblich „guten alten Zeiten“, in denen die organisierte Kriminalität noch Skrupel kannte; „Lord“ Julius Adolf Petersen etwa weigerte sich zu schießen. Lautlos und effektiv wollten er und seine 400 Mann starke Bande Banken ausrauben; einen Hauch von „Robin Hood“ soll er sich sogar angedichtet haben. 1921 wurde er wegen des Raubes im 6. Hamburger Postamt zu 60 Jahren Zuchthaus veurteilt, nach elf Jahren vorzeitig entlassen, erneut verhaftet und später erhängt aufgefunden: ein tragisches Ende eines Lebens, das zwischen Kaiserreich, Weimarer Republik und Nazi-Regime spielte und einem, der ohnehin anarchisch veranlagt war, keine Perspektive mehr bot. PS
Premiere: Sa, 8.1., 20 Uhr, St. Pauli Theater