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Archiv-Artikel

„Luxuriös auswählen“

Hartz IV, die nächste: Die Ein-Euro-Jobs starten im Februar. Bremer Verantwortliche loben großen Andrang und versprechen strenge Prüfung

Von sgi

Bremen taz ■ Der Countdown läuft. Mitte Januar fällt die Entscheidung über die ersten 500 Ein-Euro-Jobs für Empfänger von Arbeitslosengeld II (ALG II). Wer dabei wie entscheidet, das erklärten gestern die Fachleute.

Ein-Euro-Jobs werden den Menschen zugewiesen: Sie müssen sie annehmen. „Aber es gibt ein großes Interesse bei den Erwerbslosen an diesen Jobs“, so Sozialstaatsrat Arnold Knigge, „wir hätten nicht gedacht, dass die Nachfrage so groß ist.“ Die Jobs, die in Bremen Integrationsjobs – kurz: Injobs – genannt werden, sollen im besten Fall den Weg in den ersten Arbeitsmarkt weisen. Das zumindest ist das ehrgeizige Ziel der Bremer Verantwortlichen, daher der Name „Integrationsjobs“. Und weil Bremen versuchen will, die häufig als Stroh beargwöhnten Jobs zu Gold zu spinnen, umfassen sie hier auch nicht wie anderswo 30 Stunden die Woche, sondern 35. Davon soll der Jobber 30 Stunden arbeiten, für einen Euro pro Stunde zusätzlich zum ALG II und dem Wohngeld. Die restlichen fünf Stunden dienen der „Integrationsbegleitung“, sprich „Bewerbungstraining, Coaching, Qualifizierungsmaßnahmen, Praktikumsbegleitung bis hin zu Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt“, erklärte gestern Katja Barloschky, Geschäftsführerin der Bremer Arbeit GmbH (bag). Die landeseigene Gesellschaft ist der arbeitsmarktpolitische Arm der Verwaltung und sie ist es, die nun die Angebote für Ein-Euro-Jobs bewertet und auswählt.

Bis zu 4.000 solcher Jobs könnten in Bremen entstehen – soviel Geld steht zur Verfügung.

In der ersten Runde wurden 500 Jobs für Unter-25-Jährige ausgeschrieben – bei ihnen liegt das Gewicht noch stärker auf der Integrationsbegleitung: 20 Stunden wird gearbeitet, 18 weitere Stunden geht es um Bewerbungen, Trainings, Übungen – alles für das eigentliche Ziel: den Zugang zum Arbeitsmarkt. 49 Beschäftigungsträger und Einrichtungen haben sich beworben. Als nächstes geht es um 1.025 Jobs für Über-25-Jährige. Eine zweite Ausschreibung für nochmal soviele Jobs soll im Sommer folgen.

Im Februar bzw. im März beginnt die Zuweisung für die erste Runde – das machen die Fallmanager der fürs ALG II zuständigen Bremer Arbeitsgemeinschaft für Integration und Soziales (Bagis). Doch vorher hat Barloschkys bag geprüft und ausgesiebt oder für gut befunden. „Und dabei gilt als erstes Kriterium: Hilft es dem Betroffenen“, erklärte Katja Barloschky. Nächste Frage ist, ob mit dem Zusatzjob reguläre Stellen ersetzt werden könnten. Denn das genau soll nicht passieren. „Wir prüfen hier jeden einzelnen Platz“, betonte die bag-Chefin – auch wenn ein Anbieter 50 Jobs biete, müsse er jeden einzelnen beschreiben. „Und wir setzen massiv auf Transparenz“: Alle Ein-Euro-Jobs sollen im Internet abrufbar sein, der oder die Interessierte kann sie dann über den Bagis-Fallmanager buchen.

Nicht nur das Interesse der ALG-II-Empfänger überrascht die Verantwortlichen, auch die Angebote für Jobs seien vielfältiger und ideenreicher als gedacht: „Wir werden luxuriös auswählen“, sagt Katja Barloschky, „wir nehmen nur die, die gut sind.“ sgi