Der Fakultätsrat murrt

DEKAN-STREIT Auch wenn die Uni-Leitung dagegen ist: Geisteswissenschaftler halten an gewähltem Dekan fest. Mitglieder des Senats treten zurück

Gutmann selbst hofft, das Präsidium besinne sich auf demokratische Gepflogenheiten

Der Fakultätsrat der Geisteswissenschaften hält an Hans-Martin Gutmann fest. Das hat das Gremium auf einer Sondersitzung am Mittwoch beschlossen. Bereits am 6. Mai hatte der Rat den Theologen einstimmig zum Dekan gewählt, das Präsidium verweigerte jedoch seine notwendige Zustimmung – ebenso einstimmig, aber ohne Begründung. Die Geisteswissenschaftler forderten nun eine inhaltliche Stellungnahme vom Präsidium bis zu ihrer nächsten Sitzung am 10. Juni.

Die präsidiale Ablehnung war abzusehen: Bereits im Vorfeld der Wahl hatte Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz versucht, die Entscheidung zu verhindern und angekündigt, den Theologen nicht als Dekan zu bestätigen (taz berichtete). Mitglieder des Fakultätsrates vermuteten dabei politische Beweggründe: Gutmann gilt als scharfer Kritiker der Ökonomisierungs- und Modernisierungsspolitik Auweter-Kurtz’.

Gutmann selbst zeigte sich mit dem Ergebnis der Sitzung am Mittwoch zufrieden: „Ich begrüße, dass es nun einen Dialog gibt“, sagte der Professor, der seit 2001 in Hamburg lehrt. Er hoffe nun, dass das Präsidium sich auf demokratische Gepflogenheiten besinne und die Entscheidung des Fakultätsrates doch noch anerkenne.

Nach einem aktuellen Novellierungsentwurf zum Hochschulgesetz würde der Fakultätsrat in Zukunft indes sein Initiativrecht bei der Bestellung des Dekans verlieren. Dann könnte die Präsidentin diesen Posten direkt besetzen. Christian Sauerbeck, der als Student im Fakultätsrat sitzt, hält es daher für möglich, dass das Präsidium nun diese Novellierung abwartet, um dann die Übergangsdekanin Claudia Benthien eigenmächtig zu ersetzen. Sauerbeck hält es für einen „politischen Skandal“, dass das Präsidium die einstimmige Entscheidung des Rats abgelehnt habe. Zusammen mit den anderen studentischen Vertretern fordert er nun die Uni-Leitung auf, ihr Verhalten entweder grundlegend zu korrigieren – oder zurückzutreten. Vom Präsidium war am Mittwochnachmittag keine Stellungnahme mehr zu erhalten.

Ebenfalls bekannt wurde, dass die Mitglieder der Uni-Liste „Eule der Minerva“ von ihren Ämtern im Akademischen Senat zurücktreten. Dies betrifft vier der zehn dort vertretenen Hochschullehrer und ihre Stellvertreter.

In der Begründung heißt es, man sehe zurzeit keine Möglichkeit den „gesetzlichen Auftrag zur Mitwirkung in der akademischen Selbstverwaltung wahrzunehmen“. Die aktuelle Debatte zeige, „dass ein die Wahlrechte der Fakultäten respektierendes Zusammenwirken vom derzeitigen Präsidium nicht realisiert wird“. MICHAEL DREISIGACKER