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Archiv-Artikel

Weltmeisterschaft im Dauereinkaufen

Wer sich im Sommer 2006 vor Fußballfans in Sicherheit bringen will, kann sich vielleicht rund um die Uhr in die Kaufhäuser retten: Laut Wirtschaftssenator Wolf sollen während der WM die Geschäfte 24 Stunden lang öffnen können

Während sich im Sommer 2006 alles um den Fußball drehen wird, könnte es in Berlin ganz anders rundgehen: Vier Wochen lang einkaufen können rund um die Uhr – das ist der Plan von Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS). „Berlin soll rund um die Uhr geöffnet sein“, so Wolf, der sich auch eine Spitzenkandidatur für die im selben Jahr stattfindende Landtagswahl vorstellen kann. Schließlich sei die Welt zu Gast in Berlin.

Eine solche Freigabe der Ladenschlusszeiten könne das Land auch per Verordnung regeln, glaubt Wolf. Und zwar unabhängig vom Stand der bundesweiten Diskussion um eine Liberalisierung und Regionalisierung der Ladenöffnungszeiten. Wolf: „Die verkaufsoffenen Sonntage beschließen wir ja auch alleine.“ Es sei allerdings vernünftig, mit den Gewerkschaften nach einem Konsens zu suchen.

In Berlin sollen innerhalb der vier Wochen dauernden Weltmeisterschaft insgesamt sechs Spiele zu sehen sein: und zwar vier Vorrundenspiele, ein Viertelfinale und das Endspiel; die Termine stehen bereits fest, nur die Teams müssen sich noch qualifizieren. Ein Tag vor dem offiziellen Start der WM in München soll im Olympiastadion eine große Eröffnungsfeier stattfinden. Auf dem Olympiagelände entsteht ein Mediendorf für rund 10.000 Presse- und TV-Vertreter aus aller Welt.

Wirtschaftssenator Wolf erwartet erhebliche wirtschaftliche Effekte durch die WM für Berlin. So würden nicht nur zahlreiche Besucher in die Stadt strömen. Auch werde das Großereignis zu Aufträgen für Unternehmen führen, etwa bei Catering oder im Pressezentrum. Am wichtigsten sei aber der nur schwer zu beziffernde Werbeeffekt für die Stadt. Bilder aus Berlin werden schließlich über Milliarden Bildschirme weltweit flimmern.

Auch kulturell wird sich in Berlin bis zur WM vieles um den Fußball drehen. Das Haus der Kulturen der Welt wird seine Sommer-Veranstaltungsreihe „popdeurope“ in den Jahren 2005 und 2006 unter das Thema Fußball-Weltmeisterschaft stellen und sein Programm insbesondere auf die in Berlin zu erwartenden Fangruppen ausrichten. In der Waldbühne sind mehrere Konzerte der Berliner Philharmoniker geplant, und das Deutsche Historische Museum wird im neu eröffneten Pei-Bau die Ausstellung „Das Spiel – Die Geschichte der Fußball-WM im Spiegel der Sportfotografie“ zeigen. Im Übrigen: Der offizielle Kartenverkauf für die WM beginnt ziemlich bald – am 1. Februar 2005. RICHARD ROTHER