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Archiv-Artikel

Die Sprachbegabte

Erst vor fünf Jahren kam Olga Pidenko aus Russland nach Berlin. Für gute Noten setzt sie auf Disziplin

Olga Pidenko geht in Museen, ins Theater oder in die Oper. „So oft es mein Geldbeutel erlaubt“, sagt Olga. Sie spielt selber Klavier, spricht vier Sprachen und möchte auch eine Fremdsprache studieren – oder Biochemie, denn Naturwissenschaften liegen ihr ebenso. Der Schnitt im Zehnte-Klasse-Zeugnis vom vergangenen Jahr: eine glatte 1,5.

Dabei kam Olga erst vor fünf Jahren nach Deutschland. Geboren wurde die heute 18-Jährige im russischen Mirnyi. Ihr Großvater ist Wolgadeutscher, seine Heimat verließ er erst in Richtung Sibirien, dann nach Berlin. Olga ging mit ihm und der ganzen Familie – Eltern, Großeltern, Geschwister, Onkel und Tanten – hierher.

In zwei Jahren lernte sie fließend Deutsch. Nach nur einem Jahr an einer Realschule schaffte sie es auf das Gymnasium. „Das war wirklich nicht leicht, aber ich wollte es unbedingt erreichen“, sagt Olga. Sie möchte auf jeden Fall das Abitur machen und danach in Berlin studieren, weil sie sich hier sehr wohl fühlt.

Ihren Eltern sei sie sehr dankbar dafür, dass diese nach Deutschland gegangen sind, auch um ihr und ihren Geschwistern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. „Es ist ihnen sehr schwer gefallen“, weiß sie. „Sie haben alles dafür aufgegeben, dass wir gute Chancen haben.“ Der Vater arbeitet bei einem Sport- und Spielplatzservice, die Mutter ist Buchhalterin, jedoch gerade arbeitslos.

Am Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium in Lichtenberg besucht Olga eine spezielle Deutsch-Russisch-Klasse. Sie ist Klassensprecherin, kann gut organisieren. Lehrer loben sie, weil sie offen und kritisch ist. Und den Mitschülern, die sie sehr mögen, gilt sie als ein Vorbild, weil sie „generell sehr hohe Anforderungen an sich selbst stellt“.

Der blonde Teenager liebt Jazzmusik, hat am Klavier erfolgreich am Wettbewerb „Schüler musizieren für Schüler“ teilgenommen. Außerdem zeichnet sie sehr gern. Für ihre guten Noten setzt Olga auf Disziplin. „Ich war ja nicht von Anfang an so gut. Ich muss schon sehr viel lernen und mich anstrengen in der Schule“, gibt die begabte Schülerin zu. „Vor allem jetzt in der elften Klasse wird alles schwieriger.“ Naturwissenschaften, vor allem Chemie, gehören zu ihren Lieblingsfächern. Musik mag sie ebenso gern wie die Sprachen. An ihrer Schule gilt sie als außergewöhnlich sprachbegabt. Neben Russisch und Deutsch lernt sie Englisch, Französisch und Latein. Außerdem hat sie sich schon eine Zeit lang an Japanisch versucht. JULIANE GRINGER