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Archiv-Artikel

Mental blockiert

Die Basketballer von Alba Berlin verlieren mit 61:68 gegen Paok Saloniki und scheiden aus dem Uleb-Cup aus

BERLIN taz ■ Es ist noch gar nicht lange her, da war die Stimmung auf den Rängen der Max-Schmeling-Halle prächtig, wenn die Basketballer von Alba Berlin auf dem Platz standen. „Wir hol’n den U-U-Uleb-Cup und wir werden deutscher Meister“, sangen die Fans, während ihr Team unten emsig Punkte sammelte. Der Optimismus schien berechtigt, nachdem Alba mit vier Siegen in den Europapokal gestartet war und in der Bundesliga die angestammte Spitzenposition innehatte. Doch dann kam der trübe Monat Dezember, in dem in beiden Konkurrenzen nur ein einziger karger Sieg glückte, und am Mittwoch gingen vollends die Lichter aus beim ehemaligen Dauermeister – zumindest, was den Uleb-Cup betraf. Das 61:68 gegen Paok Saloniki bedeutete das endgültige Aus schon in der Vorrunde jenes internationalen Wettbewerbs, dessen ehrenwerte Absolvierung zu den vorrangigen Saisonzielen gehört hatte. Weit kommen und vielleicht sogar gewinnen lautete die Devise; dass man nun in diesem zweitrangigen Cup genauso früh gescheitert ist wie in den Jahren zuvor in der EuroLeague, kann mit Fug und Recht als Katastrophe bezeichnet werden.

Vor allem für das internationale Renommee dürfte das Uleb-Cup-Aus fatal sein. Aufgrund ihres in der Vergangenheit erarbeiteten Rufes hätten die Berliner trotz schwieriger TV-Situation fast eine Wildcard für die EuroLeague erhalten, nachdem erstmals seit langem nicht sie, sondern die Frankfurt Skyliners nationaler Meister geworden waren. Am Ende wurde Real Madrid vorgezogen, doch ein starker Auftritt im Uleb-Cup hätte die Hintertür in Europas Eliteklasse sicher offen gehalten. Jetzt führt kein Weg mehr an der Meisterschaft vorbei, doch auch da ist die Zuversicht der Fans angesichts der Unbeständigkeit ihres Teams seit dem Wonnemonat November deutlich geringer geworden.

Es schien passend, dass es ausgerechnet die Mannschaft aus Saloniki war, die den Berlinern den Gnadenstoß verpasste. Gegen die Griechen hatte Alba vor sechs Jahren seinen größten Euopaligaerfolg gefeiert, als man Paok, damals noch mit dem jetzigen NBA-Star Predrag Stojakovic, in drei hochklassigen Partien bezwang und ins Viertelfinale einzog. Damals stand für die Berliner mit Wassili Karassew, Wendell Alexis, Henrik Rödl, Christian Welp und Henning Harnisch allerdings auch die beste Startformation ihrer Geschichte auf dem Feld, alles Spieler, die hervorragend im Team funktionierten, aber auch jeder einzeln für Verwirrung in der gegnerischen Abwehr sorgen konnten. Genau diese Qualität ist der Mannschaft abhanden gekommen. Zwar besteht diese immer noch aus sehr guten Spielern, aber das haben selbst im Uleb-Cup und zunehmend in der Bundesliga auch andere Klubs zu bieten. Erfolg gibt es nur, wenn alle entsprechend ihren Möglichkeiten spielen, und dass es dabei besonders in der Offensive hapert, zeigten sogar schon die ersten Siege im Uleb-Cup. Mal sprang Center Jovo Stanojevic in die Bresche, mal Tanel Tein, mal war es Michael Wright, der die Kastanien aus dem Feuer holte, mal Matej Mamic. Solange die Defense funktionierte, ging die Sache noch gut, doch vor allem bei den verheerenden Niederlagen in Podgorica und zu Hause gegen Schlusslicht Debrecen war das nicht mehr der Fall.

An der Abwehr hatte Alba-Coach Emir Mutapcic gegen Saloniki nichts auszusetzen, auch wenn er meinte: „Geht besser.“ In der punktarmen Begegnung gegen einen Kontrahenten, der durch den kurzfristigen Verlust seines von Windpocken befallenen Regisseurs Damir Mulaomerovic sichtlich verwirrt war, lag das Problem im Angriff. „Wir waren in der Offensive zu verkrampft und vor allem bei den Würfen ohne Selbstvertrauen“, klagte der Trainer. Lediglich Wright mit 22 Punkten und Stefano Garris (13) spielten akzeptabel, wobei auch Garris sieben von neun Distanzwürfen daneben platzierte, aber dafür immer wieder andere Wege fand, sich und seine Mitspieler in Szene zu setzen. „Alle anderen waren unter Niveau“, sagte Mutapcic, was vor allem die Spielmacher betraf. Gerald Brown machte in der Offense gar nichts, Mithat Demirel Fehler. Jene Fastbreaks, für die Alba einst so gefürchtet war, gibt es so gut wie gar nicht mehr, kaum jemand konnte sich eins gegen eins durchsetzen und die Trefferquote von außen war phänomenal schlecht. Drei von 21 Dreierversuchen landeten im Korb, darunter zwei Verzweiflungswürfe, als es in der letzten Minute aufgrund der griechischen Freiwurfschwäche (57 Prozent!) noch mal knapp wurde.

Als Ursache für die Misere konnte der weitgehend ratlose Emir Mutapcic nur eine „mentale Blockade“ durch den großen Druck nennen, unter dem seine Mannschaft stand, welche die beiden letzten Gruppenspiele unbedingt gewinnen musste. Nach Charleroi können die Berliner nächste Woche nun unbeschwert reisen, danach aber wird der Druck nicht mehr weichen, denn jetzt muss die Meisterschaft her, um die Saison noch zu retten, in die EuroLeague aufzusteigen und den Ansprüchen gerecht zu werden, denen das Team mit dem höchsten Etat der Bundesliga zwangsläufig ausgesetzt ist. MATTI LIESKE