„Vera“ kontrolliert die Grundschulen

Der erste Durchlauf beim Controlling der Grundschulen brachte für Bremen durchschnittliche Ergebnisse

Bremen taz ■ „Seit fünf Jahren arbeite ich wie ein Löwe daran und jetzt freue ich mich, dass wir nicht mehr Letzter sind“, mit diesen Worten hat gestern Bildungssenator Willi Lemke die Ergebnisse der Grundschul-Untersuchung „Vera“ vorgestellt. Die Bundesländer, in denen die SPD regiert oder mitregiert, haben insgesamt 267.000 Kinder im vergangenen Jahr in allen vierten Grundschulklassen Test-Arbeiten schreiben lassen. Im Ländervergleich „Mathematik“ liegen die Bremer Ergebnisse recht weit vorn, in der Kategorie „Sachrechenen“ haben die Bremer SchülerInnen sogar einen Spitzenplatz. Im Fach „Deutsch“ liegen die Bremer Ergebnisse im hinteren Bereich der sechs beteiligten Bundesländer. Dieser Ländervergleich ist allerdings nicht mit den Pisa-Ergebnissen, bei dem es um Stichproben unter den 15-Jährigen ging, vergleichbar. Der Vergleich von Flächenländern und Stadtstaaten sagt zudem wenig, da in Berlin und Bremen der Anteil an Kindern, für die Deutsch nicht die „dominante“ Muttersprache ist, bei 20 Prozent liegt – doppelt so hoch wie im Durchschnitt der sechs Länder. Aussagekräftige Vergleiche mit anderen Großstädten sollen eventuell später angestellt werden.

Bei „Vera“ geht es darum, dass aus den Ergebnissen für die Gestaltung des Unterrichts und der Schule gezielt Schlussfolgerungen gezogen werden sollen. Seit einigen Woche hat jede Grundschule die Ergebnisse der Tests vorliegen. Die Eltern sollen danach fragen, wünscht sich der Bildungssenator, und jede Schule soll, wenn es Diskrepanzen gibt, diskutieren. Es sei ein Recht der Eltern zu erfahren, wie die Klasse der Tochter im Vergleich zur Nachbarklasse stehe, so Lemke. Es solle kein Ranking unter den Schulen geben, aber „Transparenz“. Sowohl die Bildungsbehörde wie die Schulleiter könnten erkennen, wo es Probleme gibt und gezielt eingreifen. Die Schulen haben auch die Durchschnittsergebnisse der Schulen mit vergleichbarer Schülerklientel, können also einschätzen, wo sie stehen.

Bundesweit soll zudem ermittelt werden, ob Schulen mit einem besonderen pädagogischen Konzept besonders abschneiden. Umgekehrt soll bei den Schulen mit den besten Ergebnissen ermittelt werden, woran das liegt – unter dem Stichwort „best practice“ sollen sie Vorbild werden. „Vera“ soll so jedes Jahr ein detailliertes Controlling des Lernprozesses in jeder Grundschule ermöglichen, im September stehen wieder Tests an.

Dass Bremen bei den Vera-Ergebnissen besser abschneidet als befürchtet, hat wenig mit den Veränderungen der letzten Jahre in den Grundschulen zu tun. Zum Beispiel wurde Englisch in der Grundschule eingeführt – das wurde aber gar nicht getestet. Wesentlicher, so schätzt Lotta Ubben, die zuständige Frau für die Grundschulen im Bildungsressort, seien die „Veränderungen in der Leistungskultur“.

„Dreh- und Angelpunkt für den Lernerfolg ist die Lesefähigkeit“, betont die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Anja Stahmann und trübt damit die Freude des Bildungssenators. Denn da sind die Bremer Ergebnisse besonders schlecht, in Orthografie sind die Bremer sogar Schlusslicht. „Unverzichtbar sind deshalb Schulbibliotheken zumindest an allen Ganztagsschulen, damit die Freude an Büchern geweckt werden kann“, folgert Stahmann daraus. Die Zahl der Kinder mit mangelhaften Deutschkenntnissen unterstreiche die Bedeutung der Sprachförderung in den Kitas. kaweBericht auch auf Seite 24