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Archiv-Artikel

Vorbild Wilde

Lobgesang auf die Völker der Andamanen und Nikobaren

Ehe noch der Bug der Fluten türmend aufschoss an den Küsten und wir Deppen von Vermuten nicht mal jetzt im Ansatz wüssten, stand das Volk der Andamanen an der Insel Morgenseite, voll Schamanenahnenahnen, spähend in die Ozeanweite.

Gischtlos leer von Strandgerümpel,brackig schweigend aus der Tiefe, lag das Meer als großer Tümpel, wie wenn‘s behemothisch schliefe. Hörte plötzlich auf, mit Wellen schäumend auf- und abzuschwellen.

Und auch auf den Nikobaren standen weiter südlich Wilde an der Küste klug und waren über die Gefahr im Bilde. Ließen Pfeil und Bogen sinken, um die andren herzuwinken.

Sahen gelb die Zitterrochen in den Wassern Funken schlagen, wie Delfine landwärts krochen,selbst Warane Trauer tragen. Sahen Hühner in den Palmen ernst die Kokosnuss bebrüten, Wale aus dem Spritzloch qualmen, dabei eine Seekuh hüten. Sah‘n den Tintenfisch auf Quallen seinen letzten Willen schreiben. Und der Schmerzschrei der Korallen wird noch lang ihr Ohrwurm bleiben.

Denn wie sie da alle schauten und die Dinge stumm begriffen, liefen sie mit welschen Lauten eilig fort von Meer und Riffen. Übersetzt heißt das: „Sie flohen von dem Flachen zu dem Hohen.“

Und so saßen bald auf Bäumen sicher in den Palmenwipfeln, lange vor dem Wogenschäumen und den höchsten Wellengipfeln, die bedrohtesten der Wilden, die nun unser Vorbild bilden.

Reinhard Umbach