Berliner Familien fehlen die Perspektiven

Familienatlas 2004: Hohe Abwanderung junger Familien ins Umland könnte in Zukunft Wirtschaftsprobleme bringen

Berlin bietet Familien zu wenig Perspektiven und muss deshalb mit wirtschaftlichen Problemen rechnen. Zu diesem Schluss kommt der Familienatlas 2005, den das Institut Prognos im Auftrag der Wochenzeitung Die Zeit und des Bundesfinanzministeriums erstellt hat. „Ohne junge Familien gibt es keinen Fachkräftenachwuchs, keine neuen Unternehmen und keine Innovation“, sagte Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) gestern bei der Vorstellung des „Atlas“. Er liefert eine Bestandsaufnahme der Familienfreundlichkeit in den 439 deutschen Kreisen und kreisfreien Städten.

Berlin wird demnach in die Gruppe „Fehlende Perspektiven für Familien“ eingestuft. Die Hauptstadt leidet unter dem Wegzug junger Familien ins Umland. Mit 1,14 Kindern pro Frau liegt die Geburtenrate außerdem deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 1,4 Kindern. Dadurch ist auch der Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Bevölkerung geringer. Überdurchschnittlich viele Jugendliche haben zudem keinen Schulabschluss, und sie sind öfter arbeitslos.

Auf anderen Gebieten schneidet Berlin jedoch überdurchschnittlich gut ab. Familie und Beruf lassen sich hier verhältnissmäßig gut vereinbaren. Bei den Kita-Plätzen liegt Berlin im Bundesvergleich im oberen Viertel. Etwas mehr als 50 Prozent der Frauen sind berufstätig. „Gut ist keine Region. Es gibt überall Defizite“, sagte Familienministerin Schmidt. Vielmehr solle der Atlas aufzeigen, an welchen Stellen die betroffenen Regionen ansetzen könnten, um die Situation für Familien zu verbessern. PHI

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