: Lässig am Brötchenkicker
Auf der Grünen Woche wird ein spezielles Ferienprogramm für Kinder und Jugendliche angeboten. An 50 Stationen warten blaue Kartoffeln, Shaolin-Mönche und zahlreiche „Schmecks-perimente“
VON OLIVER VOSS
Unter den Besuchern der Grünen Woche waren in den letzten Jahren immer um die 30.000 Schüler. Für Klassen ist die Messe ein beliebtes Ausflugsziel, doch in diesem Jahr haben die Veranstalter ein Problem. Es sind Winterferien. Um den Besuchernachwuchs hinter den Spielekonsolen hervorzulocken, hat man sich etwas einfallen lassen und ein spezielles „Ferienprogramm“ entwickelt. Verantwortlich dafür ist Heike Junker, die sagt: „Wir müssen etwas bieten, und deswegen gibt es besondere Erlebnispässe.“ Die Hefte beinhalten die Anlaufstationen des Ferienprogramms und berechtigen gegen Vorlage eines Schülerausweises zum ermäßigten Eintritt von 4 Euro. Zudem kann man an verschiedenen Ständen Stempel sammeln und erhält dafür am Ende eine „Wundertüte“. 200.000 Erlebnispässe wurden an Berliner Schulen verteilt, erhältlich sind sie zudem am Südeingang.
Das Programm ist vielfältig und bietet rund 50 Stationen. „In der Waldschule werden zum Beispiel alte Handwerkstechniken wie Schmieden, Spinnen und Sattlern gezeigt“, sagt Heike Junker, dabei könne man wie fast überall mitmachen und selbst etwas ausprobieren. „Eine der beliebtesten Aktionen ist jedes Jahr der Aquarienwettbewerb“, sagt Junker. Dabei haben Schülergruppen eine halbe Stunde Zeit, um ein komplettes Aquarium zu gestalten. Die drei schönsten werden prämiert, und alle Teilnehmer dürfen am Ende ihr Werk samt Fischen mitnehmen. Auf dem „Erlebnisbauernhof“ wartet dagegen die „legendäre Hofrallye“, und man kann Eier mit persönlichen Grußbotschaften verzieren.
In der Halle des „Bio and the City“ will man dagegen weg vom Image bäuerlicher Idylle. Das Konzept ist zugleich Auftakt einer neuen CMA-Kampagne und soll den Wandel von Bio zum „modernen, urbanen Lebensgefühl“ zeigen. Ob allerdings Wettbewerbe wie „Bio find ich Kuh-l“ oder „Wer die lustigsten Bauernregeln reimt, gewinnt!“ bei den Kids so „lässig und mit viel Zeitgeist rüberkommen“, wie die Veranstalter meinen, muss sich zeigen. Immerhin gibt es auch ein „Brötchenkicker“, Informationen zu alternativen Energiequellen und Gentechnik in Lebensmitteln. Auf der Bühne der „Bio-Plaza“ wird neben Musik und Comedy der deutsche Meister im Cocktail-Showmixen aufgeboten.
Bei der Sonderschau des Ministeriums für Verbraucherschutz steht ein Thema im Mittelpunkt, das Ministerin Künast besonders am Herzen liegt: die so genannte Ernährungsbildung. Kinder und Jugendliche können dazu diverse „Schmecks-perimente“ durchführen und sich beispielsweise mit verbundenen Augen durch zwanzig Möhrensorten durchkosten. „Man weiß oft gar nicht mehr, wie viele verschiedene Sorten es eigentlich gibt“, sagt die Organisatorin Sabine Schulz-Greve, „doch die Sortenvielfalt muss vom Verbraucher auch eingefordert werden.“ Das dazugehörige Grundwissen soll auf der Grünen Woche spielerisch vermittelt werden. Am Freitag, den 28. Januar kommt Renate Künast selbst in die Agro-Versuchsküche des Kinderforums und wird dabei auch zwei mobile Esswerkstätten vorstellen, mit denen Berliner Schulen das Thema künftig aktiv aufgreifen können.
„Wir haben versucht, unsere sonstigen Angebote für Schulklassen mehr auf Familienbesucher abzustimmen“, sagt Schulz-Greve, „vieles dürfte aber auch für Hortgruppen sehr interessant sein.“ So gibt es „Fitness Drinks vom Acker“, und man kann dem „Geheimnis der blauen Kartoffel“ nachgehen. „Dabei machen die Kinder eine Geheimschrift und können die Reste für leckere Kartoffelwaffeln benutzen“, sagt Schulz-Greve. Für Jugendliche gibt es zudem verschiedene Talkrunden mit Experten und Informationen zu „grünen Berufen“ wie Energiewirt, Winzer oder Pferdewirt.
Im „virtuellen Kuhstall“ wird die neueste Errungenschaft artgerechter Tierhaltung vorgestellt, das „Kuhentertainment“. „Die Tiere bewegen sich unheimlich gern, und deshalb hat man für die Kühe Entertainment-Angebote entwickelt“, erzählt Sabine Schulz-Greve. „Ich habe das erst selber nicht geglaubt, aber es gibt einen Wellnessbereich mit verschiedenen Putzbürsten und Kuhmatratzen oder einen Kälberkindergarten, wo sie mit Bällen kicken können.“
Wer nach so viel Aufregung und Verkostung gesunder Nahrungs- und Genussmittel noch etwas mehr fürs eigene Wohlbefinden tun möchte, kann sich im „Shaolin Tempel“ mit Tai-Chi und Meditation entspannen oder ein paar Kung-Fu-Techniken der Shaolin-Mönche ausprobieren.
Informationen zum Programm: Tel. (0 30) 20 38 20 31, erlebniswelt@messe-berlin.de, www.gruenewoche.de > Veranstaltungen > Schülerprogramm. (Für einzelne Veranstaltungen ist eine Voranmeldung nötig)