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Archiv-Artikel

Homophober Rapper beim Myfest sorgt für Ärger

HOMOPHOBIE Anwohnerbeschwerde über Rapper- sprüche auf dem Myfest. Bezirk soll Fall prüfen

„Wir treffen eine Auswahl, um rassistischen oder frauenfeindlichen Bands keinen Raum zu bieten“

Ein homophober Zwischenfall auf dem diesjährigen Myfest sorgt für Unmut: Eine Anwohnerin der Naunynstraße in Kreuzberg fühlt sich durch den Auftritt eines Rappers persönlich verletzt und verlangt von den Veranstaltern, dass solche Auftritte künftig unterbleiben. Er hasse alle „Homos“, soll der junge Mann gegen 18.30 Uhr von der Hiphopbühne nahe der Mariannenstraße gerufen haben. Laut der Anwohnerin folgten weitere Beschimpfungen gegen Homosexuelle, die Äußerungen seien Textzeilen seines Songs gewesen. Zu hören waren sie bis in die anliegenden Wohnungen. „Ich lebe selbst in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung und habe mich tierisch aufgeregt“, sagt die junge Frau, „an die Beleidigungen auf der Straße gewöhnt man sich, aber es kann nicht angehen, dass man in der eigenen Wohnung beleidigt wird.“

Die Organisatoren wissen allerdings nicht, wie sie das hundertprozentig verhindern sollen. „Wir nehmen den Hinweis sehr ernst“, erklärt Klaus Flähmig von den Myfest-Organisatoren, „aber es ist schwierig herauszufinden, wer genau zu diesem Zeitpunkt auf der Bühne stand.“ Laut Programm traten auf der Hiphopbühne über 30 Gruppen nacheinander auf, einen festen Zeitplan gab es nicht. „Natürlich treffen wir eine Vorauswahl, um etwa rassistisch oder frauenfeindlich eingestellten Bands keinen Raum zu bieten“, so Flähmig, „die Hiphopszene ist jedoch sehr beweglich. Da kommt es vor, dass die Kids am Morgen noch ein neues Stück in ihr Repertoire aufnehmen.“

Mitarbeiter der Bühnenaufsicht gehen jedoch bei Problemen auf die Musiker zu und leiten Vorfälle an die Organisatoren des Myfest weiter. „Im letzten Jahr hatten wir leider stärkere Probleme mit homophoben Äußerungen, in diesem Jahr ist dies der erste Hinweis in diese Richtung“, so Flähmig. Gruppen, die beim letzten Myfest aufgefallen waren, dürfen nicht mehr am Programm teilnehmen. „Gerade nach den Bemühungen im Anschluss an das letzte Myfest ist es ärgerlich, dass es auf den vom Bezirk verwalteten Bühnen wieder zu homophoben Beleidigungen gekommen ist“, meint Dirk Behrendt, rechtspolitischer Sprecher der Grünenfraktion im Abgeordnetenhaus. Er hofft auf eine Aufklärung des Falls durch den Bezirk.

Homophobie und Rap sind immer wieder ein heiß diskutiertes Thema. Klaus Farin vom Archiv für Jugendkulturen in Kreuzberg warnt jedoch davor, Rapmusik vorschnell zu verurteilen. „Natürlich gibt es in der Hiphopszene Rapper mit homophoben Vorurteilen“, erklärt Farin, „das ist jedoch nicht die Mehrzahl. Provokationen kommen vor allem von bildungsfernen jungen Männern mit Migrationshintergrund.“ Der sogenannte Porno- und Gangstarap macht laut Farin jedoch nicht mehr als etwa ein Viertel der deutschsprachigen Rapproduktion aus. TERESA SITZMANN