Plenarsaal als Kindergarten

ABGEORDNETENHAUS Viele Parlamentarier sind junge Eltern. Einige Mütter bringen ihre Babys auch zu Debatten mit – nicht alle Abgeordnete freut das

Wegen mangelnder Betreuungsmöglichkeiten nehmen Abgeordnete ihre kleinen Kinder gelegentlich mit in den Plenarsaal. Bei ihren Kollegen stößt das jedoch nicht immer auf Begeisterung. Die Abgeordnete Stefanie Winde (SPD) wurde kürzlich beim Stillen ihres Babys vom Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Walter Momper (SPD), zur Ordnung gerufen – und nach ihren Worten auf die hinteren Plätze verwiesen.

Babys beschäftigten auch am Donnerstag das Parlament: „Bevor wir beginnen, habe ich die Freude, neue Kinder im Kreise des Abgeordnetenhauses zu begrüßen“, begann Momper die Sitzung. Der Präsident gratulierte zwei weiteren Abgeordneten zur Geburt ihrer Kinder.

Derweil nahm Stefanie Winde mit ihrer Tochter Johanna in der vierten Reihe Platz, später trug sie ihren Säugling zum Stillen in einen Nebenraum, auf den Momper zuvor hingewiesen hatte. Auf dem Schoß der Grünen-Abgeordneten Elisabeth Paus verfolgte unterdessen ihr viereinhalb Monate alter Sohn Fabian die Debatten – mit wechselndem Interesse. Für nächste Woche versprach Momper einen kindgerecht ausgestatteten Raum im Abgeordnetenhaus.

Er hatte zu Beginn der Sitzung auf eine Entscheidung des Präsidiums aus der vergangenen Wahlperiode hingewiesen. Demnach dürften Mütter und Väter ihre Kinder mit in den Saal bringen. Sie sollten sich jedoch in den hinteren Reihen aufhalten. Derzeit würden Betreuungsmöglichkeiten geprüft, berichtete Momper. In diesem Jahr werden mehrere Abgeordnete Eltern.

Eine verlässliche Betreuungsvariante wünscht sich die Grüne Paus: „Wenn man sich an Kindern stört, muss man uns ermöglichen, anders damit umzugehen.“ Als Abgeordnete könne sie keine Elternzeit nehmen. (dpa)