: Farm schasst Kindergarten
Weil sich der Borgfelder Beirat weigerte, ein neues Baugebiet auf dem Terrain der Jugendfarm auszuweisen, schmeißt die Hans-Wendt-Stiftung jetzt die Kita dort raus. „Wortbruch“, klagt der Beirat
Bremen taz ■ Dem Streit um die Bebauung des Geländes der Borgfelder Jugendfarm fällt jetzt der dortige Kindergarten „Murmel“ zum Opfer. Die im letzten Jahr ausgesprochene Kündigung werde nicht zurückgenommen, bestätigte Hartmut Groß, Geschäftsführer der Hans-Wendt-Stiftung, der die von „Murmel“ genutzten Gebäude gehören, der taz. Die Stiftung wolle die beiden Häuser künftig für eigene Zwecke nutzen. 73 Kinder müssen sich nun ab Sommer eine neue Bleibe suchen.
Beiratssprecherin Gabi Piontkowski (CDU) wirft Groß jetzt „Wortbruch“ vor. Schließlich habe der Beirat erst im November dem Bau der strittigen Erschließungsstraße zugestimmt, die der Stiftung die bereits genehmigte Bebauung des vorderen Teils des Jugendfarm-Geländes nach ihren Wünschen ermöglicht. Bei diesem „Kompromiss“, so Piontkowski, sei der Beirat allerdings fest davon ausgegangen, dass der „Murmel“-Kindergarten zumindest eines der beiden Häuser weiter nutzen könne. Knapp 40 Plätze sollten so erhalten bleiben.
Schriftlich fixiert worden ist das Junktim Erschließungsstraße –Kindergarten nicht. Im Raum gestanden habe es aber sehr wohl, bestätigt Ortsamtsleiter Johannes Huesmann: „Der Eindruck war, dass das Haus 1 nicht mehr zur Disposition steht.“ Immerhin hatten der Kindergarten und die Hans-Wendt-Stiftung ihren offenen Streit auf einem Treffen kurz zuvor beigelegt. „Unter Zeugen“ habe Groß damals versprochen, die Kündigung für Haus 1 zurückzunehmen, beteuert Kita-Leiterin Petra Kirchherr.
„So habe ich das nie gesagt“, widerspricht Groß. Das Angebot, die Kündigung für zumindest eines der zwei vom Kindergarten genutzten Häuser zurückzunehmen, habe vielmehr immer nur für den Fall gegolten, dass die Stiftung auch den hinteren Teil ihres Farm-Grundstücks als Bauland verkaufen dürfe. Dem habe sich der Beirat aber widersetzt. „Es ist nicht gelungen, eine Lösung für alle zu finden“, sagt Groß. Weswegen es nun bei der Kündigung für den Kindergarten bleibe.
Mit den Zinseinnahmen aus dem Kapital, das die Bauland-Verkäufe in die Kasse spülen sollten, habe man die Jugendfarm finanzieren wollen, insbesondere deren offenes Angebot, sagt Groß. Nun sei die Stiftung gezwungen, nach anderen Einnahmequellen zu suchen. Eine davon sei, mehr Übernachtungsgruppen auf das Gelände zu lotsen. Dafür aber benötige man Räume – unter anderem jene des Kindergartens.
„Es drängt sich der Eindruck auf, dass Herr Groß jetzt die Kinder als Druckmittel einsetzt“, sagt Beiratssprecherin Piontkowski. Unsinn, sagt Groß. Mit dem Beiratsbeschluss sei das größere Baugebiet definitiv gestorben: „Ich sehe überhaupt keinen Verhandlungsspielraum mehr.“
Kindergartenleiterin Kirchherr setzt nun alle Hoffnungen auf den neuen Kindergarten Borgfeld-West, für den das Sozialressort derzeit einen Träger sucht. Gut die Hälfte der jetzt 73 „Murmel“-Kinder könnte hier unterkommen. Allerdings haben sich auch die „Borgfelder Butschen“ um die Trägerschaft beworben. Und die Borgfelder CDU sähe es gerne, wenn die ihre Räume im Ortskern freimachten.
Denkbar ist, dass die Hans-Wendt-Stiftung letztlich gar keinen Käufer für ihr Bauland findet. Das würde auch die Übernachtungspläne kippen. Für die derzeitigen Kita-Häuser, räumt Groß ein, „muss ich dann Mieter suchen.“ Armin Simon