Choräle für Odin

Bands mit faschistischem Hintergrund konzertieren in der Böttcherstraße – mitten im Zentrum Bremens

Der Ort hat Tradition, die Bands eine politische Intention. Am kommenden Samstag wollen im Haus Atlantis die rechten Dark-Wave-Bands „Allerseelen“ und „Belborn“ zusammen mit den Projekten „Lux Internat“ und „Kammer 7“ auftreten. Zu der „Privatveranstaltung“ in der Bremer Böttcherstraße bittet der Organisator Axel Meese die Gäste um „angemessene Garderobe, auf militärischen Firlefanz (ist) zu verzichten“. Meese, der sich gerne auf den italienischen Faschisten Julius Evola bezieht, weiß warum: In rechten Dark-Wave-Kreisen gehören der SS-Totenkopf und -Uniformen zum exklusiven Look.

Die Idee zu dem Konzert im Norden soll der Wiener Gerhard Petak alias Kadmon, Macher von „Allerseelen“, gehabt haben. Keine Überraschung: Auf ihrer dritten CD „Sturmlieder“ ziert eine Skulptur von Odin das Cover.

Bis 1944 hing dieses Abbild des höchsten germanischen Gottes an der Fassade des „Haus Atlantis“. Seit Jahren steht Petak, für den die rumänische Faschistenorganisation „Legion Erzengel Michael“ bloß eine „spirituelle Bewegung“ gegen den „Panzermaterialismus“ ist, wegen seiner rechten Publikationen und seinen Musikprojekten auch in der Kritik der Dark-Wave-Szene. Bis Redaktionsschluss war noch offen, ob das Konzert vom Haus Atlantis abgesagt wird.

Die Böttcherstraße ist ein Werk des Architekten Bernhard Hoetger. 1931 vollendet galt sie den Nazis, obwohl völkisch inspiriert, als Inbegriff „entarteter Architektur“. Andreas Speit