: Uni-Chefin holt PR-Feuerwehr
FÜHRUNGSKRISE Präsidentin überträgt Uni-Pressearbeit teilweise an einen PR-Spezialisten. Der verbreitet eine angebliche Erklärung der sechs Dekane, die nicht alle unterstützen
VON KAIJA KUTTER
Während dieser Tage Professoren der Hamburger Universität Unterschriften für die Abwahl von Präsidentin Monika Auweter-Kurtz sammeln, hat diese ihre eigene Pressesprecherin teilentmachtet und durch den freien PR-Mann Alexander Luckow aus der Agentur Trimedia ersetzt. Anfragen zur Führungskrise an der Hochschule gehen seither an dessen Büro am Neuen Wall.
Luckow ist in der Stadt kein Unbekannter. Er war 2003 angeworben worden, um den damaligen FDP-Bildungssenator Rudolf Lange zu retten und ist wegen seiner Methoden unter Journalisten umstritten. Als er Sprecher der Bildungsbehörde war, wurde an den Hamburger Schulen der so genannte Maulkorberlass eingeführt. Für seine neue Auftraggeberin reagiert er nun nicht nur auf Anfragen, er agiert auch im Sinne einer für Auweter-Kurtz günstigen Berichterstattung.
In Teilen der Universität herrscht derzeit Rätselraten um einen Bericht zum Thema Abwahlbestrebungen, den Die Welt in der der Vorwoche veröffentlicht hatte: Unter der Überschrift „Dekane stellen sich hinter Uni-Präsidentin“ wird dort der Dekan der Fakultät Mathematik, Informatik und Naturwissenschaft (MIN), Heinrich Graener, mit den Worten zitiert: „Die Dekane lehnen das Vorgehen einiger Mitglieder der Universität entschieden ab, weil die Universität und das Präsidium durch Halbwahrheiten diskreditiert werden und dies dem Ansehen der Universität schadet.“ Weiter habe Graener gesagt: „Die existierenden Probleme sind kurzfristig zwischen Präsidium, Dekanaten und Fakultäten zu besprechen und zu lösen.“
An diesem Mittwoch forderten nun 21 Studierende aus den Fakultätsräten die sechs Uni-Dekane auf, Farbe zu bekennen und zu sagen, welche „Halbwahrheiten“ denn gemeint seien. Auch Journalisten bohrten nach. Ein freier Autor der Frankfurter Rundschau, Herrmann Horstkotte, fragte bei der Uni-Pressestelle wegen der Dekane-Erklärung nach und wurde von Sprecherin Kruse an Luckow verwiesen. Von diesem bekam Horstkotte die beiden zitierten Sätze gemailt – deklariert als „kurze Erklärung, die die sechs Dekane (kommissarische wie hauptamtliche) Ende letzter Woche abgestimmt und durch Professor Heinrich Graener, Dekan der naturwissenschaftlichen Fakultät, an Die Welt gegeben“ hätten.
Das allerdings haben eben gerade nicht alle sechs Dekane getan: „Ich habe dem nicht zugestimmt“, sagt etwa Jura-Professorin Dagmar Felix der taz. Sie ist Prodekanin an der Juristischen Fakultät und führt die Amtsgeschäfte für dessen zurzeit erkrankten Dekan Hans-Heinrich Trute. „Das ist zunächst mal die Meinung von Herrn Graener“, so Felix weiter. „Die anderen sehen das weitaus differenzierter“. Auch Graener sagt auf taz-Anfrage, er habe das Welt-Interview zwar mit Zustimmung der anderen Dekane gegeben, aber keine „wörtliche Fassung“ abgesprochen: „Es gibt im Nachgang unterschiedliche Wertungen. Es gibt Kollegen, die diese Sätze so nicht gesagt hätten.“
Manchem Dekan war die Sache unangenehm gegenüber der eigenen Fakultät. In einer weiteren E-Mail, die der taz vorliegt, erklärt ein Dekan seinen Mitarbeitern, die Runde habe sich in einem „vertraulichen Schreiben“ an die Präsidentin gewandt, da die „gegenwärtigen Konflikte an der Universität unübersehbar“ seien, aber nicht „via Tagespresse gelöst“ werden könnten. „Wenn so ein Ansinnen via PR-Agentur doch an die Presse geht, ist das ein Vertrauensbruch“, sagt ein Professor, der ungenannt bleiben will. Er wertet den Umstand, dass hier eigens ein PR-Mann engagiert wurde, als Eingeständnis der Schwäche – seitens der Uni-Präsidentin wie auch von Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU). Diese steht in der Kritik, weil sie das Hochschulgesetz verschärfen und die Auswahl der Dekane ganz in die Hände der Präsidien legen will.
Hier scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen zu sein. Die Wissenschaftsbehörde könne an ihrem Referentenentwurf noch Änderungen vornehmen, sagt Sprecher Timo Friedrich. Bezüglich des Paragrafen 90 – der die Dekanwahl regelt – gebe es „noch Diskussionen“.