: Kölsche Lösung stiftet Burgfrieden
Das Festkomitee Kölner Karneval knickt ein: Der Rosenmontagswagen Nr. 12 mit dem Motto „Flinke Finger immer jünger“ wird umgestaltet, der Schriftzug entfernt. Kritiker hatten in dem Wagen eine Diffamierung der so genannten „Klau-Kids“ gesehen
VON SUSANNE GANNOTT
Der Karnevalsfrieden ist gesichert: Rechtzeitig zu Beginn des Straßenkarnevals hat das Festkomitee Kölner Karneval am Mittwoch Nachmittag im Streit um den Rosenmontagswagen Nr. 12 (siehe Zeichnung) eingelenkt. Das Motto „Flinke Finger immer jünger“ soll entfernt, die Darstellung stehlender Kinder entschärft werden.
Der Rom e.V. und die Initiative „Kein Mensch ist illegal“ (kmii) hatten in den vergangenen Tagen eine Protestlawine gegen den Wagen losgetreten (siehe taz vom 31. Januar). „Er reiht sich ein in die unselige Hetz-Kampagne gegen die so genannten ‚Klau-Kids‘“, schrieb kmii dem Festkomitee in einem Offenen Brief. Zudem suggeriere der Wagen fälschlicherweise, die Kriminalität von Kindern würde steigen, so Kurt Holl vom Rom e.V. Tatsächlich würden heute aber einfach mehr Fälle angezeigt. Außerdem, so Holl, gehöre das Thema Jugendkriminalität nicht in den Karneval. „Wenn man das Problem Ernst nimmt, muss man an die Ursachen herangehen.“
Das Festkomitee hatte die Vorwürfe zunächst zurückgewiesen. Erst als sich am Mittwoch der Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, Werner Schäfke, der Kritik anschloss, schwenkte man um. Nun soll der Wagen umgemalt werden und ohne Motto mitfahren. „Sie werden am Montag die kölsche Lösung sehen“, so Zugleiter Alexander von Chiari zur taz. Ansonsten wolle er sich zu dem leidigen Thema nicht mehr äußern – jetzt werde Karneval gefeiert.
Kurt Holl zeigte sich von der Entscheidung „überrascht und erleichtert“: „Ich hoffe aber auch, dass sie das inhaltlich eingesehen haben und nicht nur aus taktischen Gründen eingelenkt haben.“ Für die nächste Session gibt er den Karnevalisten noch einen Tipp: „Sie sollten sich mal mit den Großkopferten beschäftigen, die sich wirklich die Taschen voll stopfen. Das geht am Ende immer zu Lasten der Kinder.“