piwik no script img

Archiv-Artikel

Die Mutter des Humanvermögens

Schurken, die die Welt beherrschen wollen. Heute: Ursula „von und zu der“ Leyen

Sie hat nur einen Mann, aber sieben Kinder: Ursula von der Leyen. Doch die einmalige Ehefrau und siebenfache Mutter fiel nicht weit vom Stamm: Ihr Vater hatte auch nur eine Gattin, aber sechs Kinder. Eines davon war sie: Ursula, geborene Albrecht.

Als Tochter des heute im Ruhestand wohnenden niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht (CDU) ist Ursula von der Leyen nicht nur eine leibhaftige Tochter des langjährigen niedersächsischen Regenten Ernst Albrecht, sondern, darüber sollten die Lippen nicht einfach so hinweggleiten, auch Mutter von sieben Kindern. Sieben aber ist eines mehr als sechs: Denn Ursula von der Leyen lebt nicht nur in den Fußstapfen ihres Vaters, des noch immer unvergessenen Ernst Albrecht, nein, dessen Konturen sind bereits zu klein für die Tochter, denn die siebenfache Mutter von sieben Kindern hat eben nicht nur sechs, sondern sieben Kinder, für jeden Wochentag eins. Und am achten kommt der Ehemann.

Doch nicht nur hinsichtlich der bezifferten Kinder liegen die Unterschiede klar auf dem Teller. Ihr Vater lebt auf dem Land nahe Hannover, in Burgdorf- Beinhorn. Sie hingegen lebt auf dem Land nahe Hannover, in Sehnde-Ilten. Er hält auf seinem Gutshof Pferde und Rinder, sie hält auf ihrem Anwesen Ponys und Ziegen. Er ist mit einer Frau verheiratet, sie mit einem Mann. Wobei ihr Vater nur eine Frau Dr. ins Ehezimmer lenkte, sie dagegen einen Herrn Prof. Dr. med.: Denn Ursula von der Leyen ist nicht nur anders als ihr Vater, sie ist auch anders als ihr Großvater, der nicht mit einem Professor der Medizin verheiratet war, sondern selber einer war.

Familienstolz ist freilich nur eine der Eigenschaften, auf die die Familie Albrecht stolz ist. Eine andere ist die offene Nase für die große Welt. Schon der Opa war ins damals viel weiter als heute von Hannover entfernte Heidelberg gegangen, um einen Lehrstuhl unter seine sauberen Buchstaben zu bringen, und Vati führte viele Jahre einen Schreibtisch für die EWG in Brüssel, wo dann auch die Ursula am 8. Oktober 1958 in die bessere Gesellschaft eingeführt wurde. 1978 lebte die besonnte Tochter gepflegter Kreise dann selbst im Ausland an der London School of Economics und von 1992 bis 1996 in Stanford (bei Harvard). Mit Stolz kann Ursula von der Leyen, geb. Albrecht, auf diese Tradition stolz sein. Und auch stolz sein auf ihren ganzen Stolz: ihre sieben Kinder, die ihr nie über die Hutschnur schlagen.

Denn ihren sieben Kindern ist Ursula von der Leyen eine stolze Mutter von sieben Kindern, außerdem aber ist sie brauchbare Gemahlin, wohlerzogene Hausfrau, patente Tochter und hochqualifizierte Berufstätige sowie auch Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit in Niedersachsen. Und das als stolze Mutter von sieben Kindern!

Ursula von der Leyen hat nämlich sieben Kinder, kann außerdem auf sieben Kinder verweisen, und nicht zuletzt hat sie sieben Kinder in die Welt gesetzt. Sieben „Humanvermögen“, um es in ihrer Zunge zu sagen, dem Organ einer studierten Ökonomin, die acht, nicht sieben Semester in volkswirtschaftlichen Seminaren gelebt hat. Schließlich hatte schon ihr Vater als Hochschüler der Philosophie und anschließend des Rechts nebenher in die Wirtschaftswissenschaften reinstudiert und nach der Brüsseler Zeit seinen Bürostuhl als Keksmanager bei Bahlsen aufgeschlagen. Seine erfolgreichste Investition war freilich jene in das Humanvermögen Ursula; die übrigens, anders als der Vater, der ebenfalls zwei Studiengänge unter sich begrub und den Dr. rer. pol. errang, nach der Wirtschaft auf die schon einmal genannte Medizin umsattelte und den Dr. med. meisterte, worauf sie mit allem Stolz stolz sein kann.

Sowie selbstverständlich auf den „Faktor Kind“, der buchstäblich aus dem siebenfachen Mutterfaktor Ursula von der Leyen herauskommt und sich zwecks „Innovation, Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit in einer globalisierten Welt“ bezahlt machen soll, so die siebenfache Mutter, die ihre sieben Faktoren hoffentlich beisammen hat.

„Die Zeugung und Erziehung künftiger Steuer- und Rentenbeitragszahler“, weiß besagte von der Leyen, ist eine Investition in das „Innovationspotenzial unseres Landes“. Denn die Zukunft wird aus dem Material unserer Kinder gemacht, und sieben Stück hat allein sie beigesteuert: die hier veranschlagte Ursula von der Leyen, Mutter von sieben Humanvermögen namens Faktor.

All das wäre wohl unter dem Tisch geblieben, hätte sie nicht 1990 den Faktor Politik entdeckt, als die undankbare Plebs ihren das Land Niedersachsen innehabenden Papa durch den familienfremden Gerhard Schröder zu ersetzen wagte. Nach diesem Affront trat die benamste Tochter in die CDU ein und begann zehn Jahre später mit der Karriereleiter, die sie vom Stadtrat Sehnde (2002) über den Landtag (2003) ins Ministerium lotste und 2004 als einzige Mutter von sieben Kindern auch ins CDU-Präsidium. Wer weiß, wohin noch! Denn sie hat die Ellenbogen am rechten Fleck sowie ein Dauerlächeln im Vordergesicht wie ihr Vater: Ernst von der Leyen. Nein, Ursula von der Albrecht. Äh …

PETER KÖHLER