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Archiv-Artikel

Mitarbeiter sind der Deutschen Bank zu teuer

Mit der angekündigten Entlassung von 6.400 Mitarbeitern macht sich die Deutsche Bank neue Feinde. SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter sorgt sich um den Standort Deutschland und fragt sich, ob die Bank ihren Namen noch verdient hat

„Da ist jede Unternehmensethik und Verantwortung verloren gegangen“

AUS FRANKFURT AM MAIN KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, steht zunehmend im Kreuzfeuer der Kritik. Dass die Deutsche Bank trotz der Gewinne in Milliardenhöhe weiter Arbeitsplätze abbaut, brachte bereits am Montag den Generalsekretär der SPD, Klaus Uwe Benneter, in Rage. Er forderte den Branchengiganten auf, doch bitte schön auf den „Deutschlandbezug“ im Namen zu verzichten, weil das inzwischen dem Standort schade. „Ich weiß nicht, ob die Deutsche Bank diesen Namen überhaupt noch verdient“, echauffierte sich Benneter.

Ackermann hatte angekündigt, trotz einer Gewinnmarge von 2,55 Milliarden Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr 2004 (plus 87 Prozent) erneut 6.400 Jobs streichen zu wollen. Zuvor wurden bereits weltweit 20.000 Arbeitsplätze gestrichen.

Gestern forderte dann auch die hessische Landesvorsitzende der SPD, Andrea Ypsilanti, die Kunden der Deutschen Bank auf, ihre Konten dort aufzulösen. Das sei jetzt kein Aufruf zum Boykott, sagte Ypsilanti der taz. Aber sie kaufe ihre Kleider schließlich auch nicht bei einer Firma, von der bekannt sei, dass sie etwa in Indien arme Kinder die Klamotten nähen lasse.

Bei der Deutschen Bank habe sie jedenfalls inzwischen auch den Eindruck, dass dort „jede Unternehmensethik und jede gesellschaftliche Mitverantwortung verloren gegangen“ sei, sagte Ypsilanti. Und dass Bankenboss Ackermann ganz offenbar „den Hals nicht voll bekommt“.

Die Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein, Heide Simonis (SPD), warf Ackermann „Zynismus“ vor. Die Menschen würden rausgeschmissen, weil sie bei den Bossen nur noch als „Kostenfaktoren“ fungierten, sagte Simonis der Frankfurter Rundschau. Dass jetzt die Deutsche Bank bei diesem „gigantischen Überschuss“ weiter Mitarbeiter entlasse, die ihr zu diesem Gewinn verholfen hätten, sei „durch nichts zu rechtfertigen“.

Schon mit dem „Victory“-Zeichen im Mannesmann-Prozess um gigantische Abfindungen für diverse Topmanager hatte Ackermann das Gericht und die Öffentlichkeit 2004 brüskiert und für alle sichtbar gezeigt, was er von diesem – rechtsstaatlichen – Verfahren hielt.

Sein Freundeskreis ist seitdem kleiner geworden. Jetzt zählt offenbar auch Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD), der den avisierten neuen Stellenabbau vor dem Hintergrund der Milliardengewinne gleichfalls heftig kritisierte, nicht mehr dazu. Und der neue Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Jürgen Thumann, griff Ackermann ausgerechnet im Handelsblatt scharf an: „Wir können doch nicht immer nur über maximale Eigenkapitalverzinsung reden und am Ende noch Extraboni einstreichen, wenn wir möglichst viele Menschen entlassen.“ Übrigens. Was die Deutsche Bank von den Deutschen hält, sagte ihr Chefvolkswirt Norbert Walter gestern im MDR: „Alles Heulsusen!“