Hickhack um Holzschnitzel

In Holzheizkraftwerken soll das Kleinholz aus dem Knick in Energie verwandelt werden – doch trotz Subventionen scheint das Geschäft für die Betreiber nicht besonders lukrativ zu sein wie ein Beispiel aus Nordfriesland zeigt

Lange mussten die Bewohner eines Baugebiets in Schwabstedt im Kreis Nordfriesland zittern: Ein paar Tage, weil das Nahwärmekraftwerk, das ihre Häuser heizen sollte, abgeschaltet wurde, viele Monate, weil nicht klar war, wie es mit dem Werk weitergehen sollte.

Dabei hatte alles so schön angefangen, als das Schwabstedter Holzheizkraftwerk im Jahr 2000 feierlich eingeweiht wurde. Es war ein Modellprojekt, das deutlich machen sollte, dass sich „Biomasse-Heizwerke auch für kleine Versorgungsgebiete lohnen“, wie der damalige Leiter der Abteilung Energiewirtschaft des schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministeriums, Staatssekretär Dr. Hartmut Euler, bei der Eröffnung sagte.

Holzschnitzel als Politikum: Bis zum Jahr 2010 sollen 50 Prozent des Strom- und 25 Prozent des Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energien stammen, so steht es im aktuellen Wahlprogramm der Grünen. Den Hauptteil sollen Windräder liefern, aber ganz ohne Biomasse geht es nicht, und die stammt aus Kuhställen und Knicks.

Die Idee, an verschiedenen Stellen im Land kleine Nahwärme-Kraftwerke für Holzschnitzel aufzustellen, schien also perfekt ins Konzept zu passen – keine Frage für die Landesregierung, dem Projekt in Schwabstedt und verwandten Kraftwerken mit einer Anschubfinanzierung Dampf unterm Kessel zu machen: Allein für das Schwabstedter Projekt flossen 120.000 Euro von der Energiestiftung des Landes, weitere 85.000 Euro gab es aus dem EU-Förderprogramm Leader II.

Pech nur, dass das die Freude nicht lange anhielt: Die Anwohner stellten bald fest, dass die Straßen vor ihren Häusern besser geheizt wurden als die Wohnräume – Leitungen waren undicht. Probleme häuften sich, im vergangenen Jahr meldete die Betreibergesellschaft Ergon Insolvenz an. Die Firma mit Sitz in Rosengarten-Nenndorf bei Hamburg hatte mehrere Untergesellschaften im ganzen Land gegründet und jeweils Partner ins Boot geholt: In Schwabstedt bilden Ergon, die Gemeinde und der Maschinenring die „5. Ergon Energieversorgungsgesellschaft“.

Nach der Ergon-Pleite übernahm zunächst die Eon-Hanse das Kraftwerk – und stellte aufgrund technischer Probleme auf Gas um. Damit entfiel der Grund für die Subventionen, die Fördermittel hätten zurückgezahlt werden müssen: Eine peinliche Schlappe für die Idee der Biomasse-Kraftwerke.

So signalisierte das Land im vergangenen Oktober, dass die Regierung daran interessiert sei, das Werk weiterlaufen zu lassen. Zurzeit wird tatsächlich wieder Holz verbrannt in Schwabstedt – damit bleiben Subventionen wahrscheinlich im Dorf.Esther Geißlinger