: Für Rom lässt Köln was springen
Die Stadt will den Weltjugendtag mit 1,5 Millionen Euro Zuschüssen unterstützen. Kritik daran kontert sie mit der Begründung, das Geld komme durch die Ausgaben vieler tausend Pilger locker wieder rein
VON DIRK ECKERT
Auf die Stadt Köln kann sich der Papst verlassen. Für den Weltjugendtag, zu dem im August der oberste Katholik und Hunderttausende seiner Anhänger in Köln erwartet werden, hat die veranstaltende Weltjugendtags-GmbH die Stadt Köln um finanzielle Hilfe gebeten. Die Stadtverwaltung ist den Wünschen der Katholiken in voller Höhe nachgekommen und hat wie gewünscht im Haushaltsplanentwurf 2005/06 Zuschüsse in Höhe von 1,5 Millionen Euro vorgesehen. Bevor das Geld wirklich fließt, muss allerdings noch der Stadtrat zustimmen, der demnächst über den gesamten Haushalt beraten wird.
Die veranschlagten 1,5 Millionen Euro sind nicht die einzige finanzielle Hilfe der Stadt. Bislang haben städtische Ämter aus ihren Ressorts Leistungen im Wert von ungefähr 200.000 Euro für den Weltjugendtag erbracht. Das geht aus einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage von Ratsherrn Claus Ludwig vom Bündnis „Gemeinsam gegen Sozialraub“ (GGS) hervor. Unterstützt hat die Stadt die Weltjugendtags-GmbH demnach insbesondere bei den Genehmigungsverfahren für die Veranstaltungsorte und bei der Unterbringung der Pilger in den Schulen. Hinzu kommen die Arbeitsstunden der Verwaltung.
Wie viele Stunden städtische Angestellte mit dem Weltjugendtag beschäftigt waren, kann die Stadt allerdings nicht beziffern. Eine stundengenaue Auflistung setze entsprechende Recherchen in den einzelnen Fachämtern voraus, argumentiert die Verwaltung, „die kurzfristig nicht möglich und ökonomisch nicht zu vertreten wären“.
Allerdings sei der Haushalt bislang nicht zusätzlich belastet worden, da alles „unter Nutzung vorhandener personeller und materieller Ressourcen“ erfolgt sei. Auch der beabsichtigte Zuschuss von 1,5 Millionen Euro könnte sich laut Verwaltung noch um einiges reduzieren. Sollte die katholische Kirche wie ursprünglich geplant auf den Poller Wiesen die Eröffnungsfeier des Weltjugendtags abhalten, würde die Stadt die laut Landschaftsschutzgesetz nötigen Ausgleichsmaßnahmen durchführen. Angedacht ist, rund zwei Hektar Ackerland zu renaturieren. Das ist aber eigentlich Sache des Weltjugendtages, weswegen die Stadt die dadurch entstehenden Kosten von 150.000 Euro wieder vom Zuschuss abziehen würde.
Bislang ist allerdings noch unklar, ob die Poller Wiesen tatsächlich zum Schauplatz eines Open-Air-Gottesdienstes werden, da sie für die erwarteten 450.000 Gläubigen gar nicht genug Platz bieten. Die Stadt warte auf eine „entsprechende Entscheidung“ der Weltjugendtags-GmbH, sagt Günter Wienecke, Leiter der Stabsstelle „Events“ des Oberbürgermeisters.
Die städtischen Unterstützungsleistungen für die katholische Kirche würden durch die Ausgaben der vielen tausend Christen, die nach Köln kommen, „mehr als kompensiert“, argumentiert die Stadt. Schon „geringe Beträge, die von den Pilgern während des Weltjugendtages in Köln ausgegeben werden“, würden „angesichts der erwarteten Besucherzahl von mehreren Hunderttausend“ einen „hohen ‚Return of Investment‘“ nach sich ziehen, heißt es in der Antwort auf die Ratsanfrage von GGS. „Der Weltjugendtag wird nicht anders als jeder andere Großveranstalter behandelt“, betont Wienecke. Angesichts eines Gesamtbudgets des Weltjugendtags von 90 Millionen Euro seien die städtischen 1,5 Millionen keineswegs unverhältnismäßig, sondern „ein Zuschuss, der sich rechtfertigen lässt“, findet er.
Auch das Kölner Regierungspräsidium, die zuständige Aufsichtsbehörde, hat keine Probleme mit der Subventionierung von Woityla, Meisner & Co – obwohl doch Regierungspräsident Jürgen Roters die Ratsparteien erst im Oktober ermahnt hatte, alle freiwilligen Ausgaben zu prüfen. Wo die Stadt spare, sei jedoch ihre Sache, so eine Sprecherin der Behörde. „Wenn das mit den 1,5 Millionen Euro gelingt, ist dagegen nichts zu sagen.“
Ratsherr Claus Ludwig, der sich bereits im Dezember im Rat mit einer Anfrage nach dem Sinn und Zweck städtischer Subventionierung des Weltjugendtages bei seinen Ratskollegen unbeliebt gemacht hatte, ist mit den Antworten der Verwaltung alles andere als zufrieden.
Die Aussagen, dass Köln vom Weltjugendtag profitiere, seien doch sehr „vage“, kritisiert er. „Auch wenn der Weltjugendtag ganz von der Kirche finanziert würde, so Ludwig, „würde etwas für Köln abfallen.“ Im Übrigen sei ihm unverständlich, warum eine „reiche Institution“ wie die katholische Kirche auch noch subventioniert werde.