: Als Cowgirl im Geisterzug dabei
Karneval hat es der Texanerin Madison Saniuk sofort angetan. Auch sonst schätzt die 19-jährige Stipendiatin Köln. Ihren Aufenthalt finanzieren Bundestag und Kongress
Fast fließend kommen ihr die deutschen Sätze über die Lippen und nur selten muss sie nach Worten suchen. Die Hälfte ihres Austauschjahres in Köln hat die 19-jährige Madison Saniuk aus Arlington, Texas schon hinter sich. Sie ist eine von drei jungen Stipendiaten des Parlamentarischen Patenschafts-Programms (PPP), das der SPD-Bundestagsabgeordnete Rolf Mützenich heute um 16 Uhr in der Geschäftsstelle des Partnership International e.V. (Hansaring 85) interessierten Kölnern vorstellt. Seit über 20 Jahren wird das PPP gemeinsam vom Deutschen Bundestag und vom Amerikanischen Kongress finanziert. In diesem Jahr bekamen so 280 amerikanische und 300 deutsche Schüler ein Vollstipendium für ein Austauschjahr.
Direkten Kontakt zu den Kölnern hat Madison gefunden. Bei ihrer Gastfamilie in Porz fühlte sie sich von Anfang an wohl. Auch im Maximilian-Kolbe-Gymnasium, in dem sie die 12. Klasse besucht, wurde sie von ihren Mitschülern „sehr offen“ empfangen. „Ich habe viele neue Freunde gefunden“, freut sich Madison. Froh ist sie auch darüber, dass „ich mit Köln so eine tolle Stadt getroffen habe“. Köln sei völlig „anders als eine amerikanische Großstadt“. Hier berührten sich „die alte und die neue Welt“. Wenn in den USA ein Gebäude 200 Jahre alt ist, sei das schon viel und „diese Stadt gibt es schon seit über 1000 Jahren“, staunt Madison.
Überhaupt ist die junge Texanerin sehr kulturinteressiert. Die Schule organisierte ein Abo der jungen Theatergemeinde für sie und ihre Gasteltern schenkten ihr eine Jahreskarte für die Kölner Museen. Besonders gut gefällt Madison das Museum Ludwig. In Arlington komme sie viel seltener zu solchen Unternehmungen, da man „immer gleich mit dem Auto weiter weg fahren muss“. Straßenbahnen gebe es in Arlington nicht und auch keine Fahrradwege.
Der Kölner Karneval hat Madison auch sehr beeindruckt. „Etwas Vergleichbares gibt es in den USA nicht, an Halloween verkleiden sich eigentlich nur die Kinder“. An Weiberfastnacht zog sie mit ihren neuen deutschen Freunden los und nahm auch am Geisterzug teil. Passend zur texanischen Herkunft hatte sie sich als Cowgirl verkleidet.
Schade findet Madison, dass die Deutschen so viele amerikanische Trends übernehmen. Zwar sei es „angenehm, auch hier in einen Starbucks gehen zu können“, aber die Stadt verliere dadurch „das Gefühl von alter Welt“. Die 19-Jährige fragt sich auch, „warum Deutsche lieber auf Englisch singen als in ihrer Muttersprache“.
So gern Madison über kulturelle Themen spricht, so schweigsam wird sie beim Thema Politik und deutsch-amerikanische Beziehungen. Politik sei für sie „Privatangelegenheit“. Nur soviel: Präsident Bush finde sie „besser als die Alternativen“.
Dafür, dass das PPP ihr den Aufenthalt in Deutschland ermöglicht hat, ist Madison sehr dankbar. „Ich will die Welt sehen, in der ich lebe“, sagt die Texanerin und sie sei schon immer für ihr Leben gern gereist. Ihre Eltern hätten ihr das Austauschjahr nicht finanzieren können. „Viele Jugendliche haben den Wunsch, aber nur wenige die Möglichkeit zu so einer Erfahrung“, bedauert sie.
ANNE WELLMANN