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Archiv-Artikel

Monarchisten, Anarchisten, Reformisten

Manchmal reicht es, das Bestehende abzulehnen. Mit dem Slogan „Es ist genug!“ demonstrieren derzeit Exiliraner in Hamburg, Berlin und Frankfurt. Dass es so nicht weitergehen kann, darauf können sich derzeit Iraner einigen, die sonst wenig Gemeinsamkeiten haben.

„Hier sind alle, Monarchisten, Anarchisten, Reformisten, Opportunisten“, sagt der Filmemacher Arman Nadjm auf der Berliner Demonstration am Dienstag, wo sich gut tausend Leute versammelt haben. „So etwas hat es unter Exiliranern nie gegeben.“ Doch nicht die älteren, meist vor politischer Verfolgung geflohenen Exilanten organisieren die Demos. Es sind Studenten. Einer von ihnen ist Sohab Mokhtabi, Sohn des iranischen Dichters Mohammad Mokhtabi, 1998 vom Geheimdienst ermordet. „Wir haben verschiedene politische Positionen, aber einen gemeinsamen Schmerz, die Menschenrechtsverletzungen im Iran“, sagt Sohab. Er trägt kein Grün, die Farbe der Anhänger Mussawis, des Gegenkandidaten von Ahmadinedschad. Fereshteh und Fariba, beide Mitte 30, die wie viele andere ihre Nachnamen nicht nennen wollen, tragen grüne Stoffstreifen im Haar und am Handgelenk. „Wir wollen, dass Ahmadinedschad verschwindet“, sagt Fariba. „Aber eigentlich geht es nicht um Mussawi, es geht um Freiheit“, ergänzt Fereshteh. „Wir wollen Freiheit, aber das geht nur in kleinen Schritten“, meint die junge Lehrerin Minou. Sie hat Mussawi gewählt. Im Gegensatz zu Armin: „Wegen Mussawi bin ich überhaupt in Deutschland.“ Als dieser in den 80ern Premierminister war, floh Armin aus dem Iran. „Auch Mussawi wird gegen die Studentenbewegung vorgehen, so wie es der Reformer Khatami 1999 getan hat.“

Jene, die das ähnlich sehen, zeigen Schilder mit einer Karikatur des geistlichen Führers Ajatollah Chamenei und das Transparent „Freiheit statt Islamische Republik“. Die Berliner Veranstalter sind damit nicht einverstanden. Es seien zu viele Leute hier, die in den Iran zurückwollten und Probleme bekommen könnten. Mouait, eine ältere Dame, die das Transparent trägt, ist empört. Bei Besuchen im Iran werde ihr von Jugendlichen vorgeworfen, dass sie mit ihrem Protest gegen den Schah die Islamisten unterstützt habe. „Und jetzt soll ich hier vorsichtiger sein als die Jugend in Teheran?“

Es heißt, der in Los Angeles lebende Sohn des Schahs wolle in zwei Tagen nach Teheran fliegen. Ein alternativer Hoffnungsträger? Bestimmt nicht, sagen die meisten auf der Demo. Doch Filmproduzent Kia Kiarostami gibt zu bedenken: „Die, die eine säkulare, demokratische Republik im Iran wollen, haben keine Führungsfigur. Mussawi ist es nicht.“ DORIS AKRAP