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Archiv-Artikel

Volkswagen überrascht mal positiv

Offenbar ist der Wolfsburger Autobauer solider als befürchtet: Der Gewinneinbruch 2004 fiel geradezu sanft aus, der Umsatz steigt, die Probleme mit dem Euro scheinen im Griff. Auch das von der IG Metall mitgetragene Sparprogramm funktioniert

AUS HANNOVER JÜRGEN VOGES

Gewerkschafter und Aktionäre waren sich im Urteil einig wie selten, nachdem die Volkswagen AG gestern ihre vorläufigen Jahreszahlen für 2004 veröffentlicht hatte. „Das Unternehmen ist in keiner Krise und macht nach wie vor ordentliche Gewinne“, sagte IG-Metall-Sprecher Jörg Köther in Hannover. Auch in den Augen der Börsenanalysten und Aktienkäufer fielen die VW-Jahreszahlen besser aus als erwartet. Binnen weniger Stunden nach ihrer Veröffentlichung legte der Kurs der VW-Aktie um knapp 2 Prozent zu.

Zwar hatte Volkswagen im Vergleich zum Jahr 2003 einen Gewinneinbruch zu verzeichnen – der Gewinn vor Steuern und Sondereinflüssen sank 2004 gegenüber dem Vorjahr um 12,3 Prozent –, er lag aber immer noch bei 2,015 Milliarden Euro. Damit ist das operative Ergebnis um gut 100 Millionen Euro besser als die 1,9 Milliarden, die VW im Juli als Ergebnis vor Steuern und Sondereinflüssen prognostiziert hatte. Die Zahl der konzernweit produzierten Fahrzeuge hat sich im vergangenen Jahr um 1,4 Prozent auf 5,093 Millionen erhöht. Der Umsatz des VW-Konzerns kletterte um 4,9 Prozent auf 89 Milliarden Euro.

Dividenden will das Unternehmen in der Höhe des Vorjahres zahlen: 1,05 Euro je Stammaktie und 1,11 Euro je Vorzugsaktie will der Vorstand der Hauptversammlung vorschlagen.

Ursache des Gewinneinbruchs sind vor allem die Absatzschwierigkeiten des Unternehmens in China und in den USA, die mit einer verfehlten Modellpolitik und dem starken Euro allerdings unterschiedliche Ursachen haben.

Man habe das im Sommer prognostizierte Ziel trotz „angespannter Wettbewerbssituation und ungünstiger Wechselkursrelationen“ erreicht, erklärte Volkswagen gestern. In Westeuropa, Deutschland und China habe man die Marktführerschaft verteidigt und im vergangenen Jahr konzernweit 13 neue Modelle auf den Markt gebracht.

Volkswagen wies zugleich darauf hin, dass auch das konzerninterne Sparprogramm „ForMotion voll im Plan“ liege. Das Sparprogramm, in dessen Rahmen Investitionen zurückgeschraubt und die Ergebnisse des laufenden Geschäfts verbessert werden sollen, hat nach Angaben des Unternehmens allein mit 1,6 Milliarden Euro zum Ergebnis des vergangenen Jahres beigetragen.

Das Sparprogramm wird im Übrigen auch von der IG Metall mitgetragen. Der hannoversche IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine kann sich außerdem mittlerweile vorstellen, auch Elemente der Organisation der „Auto 5000 GmbH“ in allen deutschen VW-Werken zu übernehmen. Bei der Auto 5000 GmbH fertigen gegenwärtig 3.500 Beschäftigte in Wolfsburg den VW-Van Touran. Sie erhalten ein Gehalt von ehemals 5.000 D-Mark, also 2.556 Euro, ihre Leistung wird nicht allein nach Arbeitszeit, sondern auch nach der Erfüllung von Stück- und Qualitätsvorgaben gemessen.

Der IG Metall gefallen an diesem Modell die „flachen Hierarchien und die stärkere Betonung von Team- und Gruppenarbeit“. In der Auto 5000 GmbH schlage sich die höhere Eigenverantwortlichkeit auch in höherer Motivation und letztlich in höherer Produktivität nieder. Zwei Elemente des Modells, so betont IG-Metall-Sprecher Köther, wolle man auf keinen Fall bei Volkswagen verallgemeinern: „die niedrigere Entgelthöhe und die längere Arbeitszeit“.